Wilde Chrysantheme by Jane Feather

Wilde Chrysantheme by Jane Feather

Autor:Jane Feather [Feather, Jane]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Romantik
ISBN: 9783442438082
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2012-11-22T05:00:00+00:00


16. Kapitel

George Ridge starrte in seinen Teller mit der Miene eines Mannes, der einen unverdaulichen Schock erlitten hat. Um ihn herum in der »Shakespeare's Head«-Taverne nahmen der Lärm und die allgemeine Ausgelassenheit fast turbulente Ausmaße an, während die Gäste die berühmte Schildkrötensuppe der Taverne mit Humpen voll Bordeaux hinunterspülten. Eine Gruppe von Posture Molk – Prostituierte, die sich nackt zur Schau stellten – zeigte ihre Darbietungen in der Mitte des Schankraums, aber George nahm kaum Notiz von ihren schamlosen Posen, als sie ihre intimsten Körperteile vor den lüstern starrenden Gästen entblößten. Posture Molls arbeiteten nach dem Prinzip »Ansehen erlaubt, Anfassen verboten« und versetzten ihre Zuschauer in einen Zustand heißer Erregung, weigerten sich jedoch, die Versprechungen ihrer Darbietungen wahrzumachen.

Es war ein lukratives Geschäft und noch dazu eines, das das Risiko von Geschlechtskrankheiten gegenüber der herkömmlichen Verfahrensweise erheblich verringerte. George ließ die ganze Sache jedoch kalt. Er bestand darauf, etwas für sein Geld zu bekommen, und betrachtete diese Form der Unterhaltung als Halsabschneiderei und Illusion. Als die Mädchen auf dem Boden umherkrochen, um die Münzen aufzusammeln, die die begeisterten Zuschauer auf sie herabregnen ließen, wandte George der Szene in einer demonstrativen Geste des Mißfallens den Rücken. Eine der Frauen kam auf ihn zu, den Unterrock bis zur Taille hochgerafft. Sie spreizte die Beine, schob ihm ihren Unterleib ins Gesicht und streckte die Hand aus, um über sein Haar zu streichen. Fluchend schlug George ihre Hand weg und erhob sich in einer drohenden Gebärde halb von seinem Stuhl.

»Stinkender Hurensohn«, fauchte die Maid und verzog wütend die Lippen. »Du gaffst uns an, aber zahlen willst du nicht. Die Pest über dich!« Verächtlich spuckte sie in das Sägemehl zu seinen Füßen und stakste davon, wobei sie ihren Unterrock noch immer in der Taille festhielt, als sie sich auf die Suche nach einem dankbareren Zuschauer im Raum machte.

George griff nach seinem Humpen mit Punsch und leerte ihn durstig, dann zog er die Schüssel in der Mitte des Tisches zu sich heran und schöpfte ihren köstlichen Inhalt in seinen Zinnbecher. Er trank erneut mit durstigen Schlucken und widmete sich dann wieder seiner Schildkrötensuppe.

Juliana war mit einem Viscount verheiratet! Er ließ seinen Löffel mit einem lauten Klappern in den Teller fallen, als er sich dieser Tatsache schließlich voll und ganz bewußt wurde. Zuerst hatte er es nicht glauben können, als ihm der Pferdeknecht im Stallhof unbefangen Auskunft gab, er stehe in Diensten des Herzogs von Redmayne. George hatte dem Burschen eine Beschreibung der beiden Männer gegeben, die er in Julianas Begleitung gesehen hatte, und der Pferdeknecht hatte sie als den Herzog und seinen Bruder, Lord Quentin, identifiziert. Auf die Schilderung des ziemlich abstoßend aussehenden Gentlemans, der an jenem Morgen mit den Frauen die Straße hinuntergeschlendert war, hin, grinste der Bursche verächtlich und informierte George, daß es sich zweifellos um Viscount Edgecombe handeln müsse, den Cousin seiner Gnaden. Und dann hatte er die alarmierenden Worte hinzugefügt: »Ist seit gestern verheiratet, der Viscount. Hat seine Ehefrau mit hierhergebracht… armes Ding!«

Ehefrau! George vermochte es nicht zu fassen, aber der Pferdeknecht hatte



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