Wie kommt der Sand an den Strand? by Gentile Andrea

Wie kommt der Sand an den Strand? by Gentile Andrea

Autor:Gentile, Andrea
Die sprache: deu, ita
Format: epub
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2017-02-28T12:27:13+00:00


KANN MAN GLEICH NACH DEM ESSEN BADEN GEHEN?

Am Strand ermahnen Eltern ihre Kinder oft, nach dem Essen drei Stunden zu warten, bevor sie wieder ins Wasser gehen, da sie andernfalls ertrinken könnten. Handelt es sich dabei um ein Ammenmärchen, oder ist die Gefahr wirklich so groß?

MUSKELN, WASSER UND VERDAUUNG

Es gibt keine Datensätze, mit denen sich diese Weisheit der Mütter erfassen und bestätigen ließe. Man kann allein auf das Wissen über die menschliche Physiologie zurückgreifen – über die sich manche Wissenschaftler übrigens gar nicht einig sind. Es lassen sich zwei Ursachen festhalten, die das Risiko eines Ertrinkens angeblich erhöhen: Die eine hat mit Krämpfen zu tun, die andere mit dem Kreislauf.

Fangen wir vorne an: Während der Verdauung strömen Blut und Sauerstoff vermehrt in Richtung des Magen-Darm-Traktes, wohingegen Gehirn und Extremitäten weniger erhalten als sonst. Geht man in der Zeit ins Wasser, erhöht sich der Energiebedarf seitens der Muskeln – die für ihre Funktion auf Sauerstoff angewiesen sind. Da jedoch das Blut gerade anderweitig verwendet wird, können sie nicht die volle Leistung bringen und wir laufen Gefahr, einen Krampf zu erleiden, was wiederum das Schwimmen stark beeinträchtigt.

Ein anderes Thema ist die Unterbrechung des Verdauungsvorgangs infolge eines Kreislaufkollapses. Geht man ins Wasser, nachdem man sich (mit den nötigen Schutzmaßnahmen) in der Sonne aufgehalten hat, kann das traumatische Auswirkungen haben, weil die Temperatur des Wassers viel niedriger ist als die des Körpers. Springt man also ausgelassen ins kalte Wasser, ohne den Organismus langsam auf den Temperaturabfall vorzubereiten, kann das den Verdauungsprozess unterbrechen: Der Körper versucht, zur Erhaltung der Körpertemperatur Blut aus den Verdauungsorganen abzuziehen, was den Kreislauf überlastet. Die Folge können Übelkeit und ein viel zu niedriger Blutdruck sein, in manchen Fällen auch Ohnmacht. Zwar liegt das nicht nur an der Nahrung, aber der volle Magen hilft sicher nicht. Um unangenehme Reaktionen zu vermeiden – ob man gerade gegessen hat oder nicht –, ist es daher immer besser, sich vorsichtig ins Wasser zu begeben, indem man nach und nach Beine, Arme, Bauch, Brust und Kopf benetzt.

Wie gesagt scheinen keine eindeutigen wissenschaftlichen Publikationen zu dieser Fragestellung vorzuliegen. Wenn die Weltgesundheitsorganisation von den Risiken des Ertrinkens spricht und auf die 388 000 Menschen verweist, die 2004 weltweit ertrunken sind, erwähnt sie dabei die Verdauung mit keinem Wort. Vielmehr lenkt sie die Aufmerksamkeit auf den Genuss von Alkohol, womit ein großes Risiko verbunden ist, und auf unzureichende Schwimmfertigkeiten. Man müsse verstärkt auf Kinder unter fünf Jahren achten, die auf der ganzen Welt die höchste Sterblichkeitsrate aufweisen.

Um keine Risiken einzugehen, ist es jedenfalls besser, ein wenig Vorsicht walten zu lassen und nicht unmittelbar nach dem Mittagessen ins Wasser zu gehen. Aber: Wie lange braucht eigentlich die Verdauung? Und welche Nahrungsmittel sind schwieriger zu verdauen?



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