Vom Himmel in die Traufe by Arto Paasilinna

Vom Himmel in die Traufe by Arto Paasilinna

Autor:Arto Paasilinna [Paasilinna, Arto]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-03T09:19:59.953000+00:00


Dritter Teil

19

Hermanni und Ragnar brachten Lena am Morgen zum Flugplatz. Sie hatte es eilig und wollte über Helsinki nach Maarianhamina reisen, um sich ihren Geschäften zu widmen. Auf dem windigen Flugfeld umarmte Hermanni sie zum Abschied. Zum ersten Mal wünschte er sich, sie möge länger oder sogar für immer bleiben, und er wartete extra auf dem Flugplatz, bis er die donnernde Düsenmaschine in steilem Winkel zum Himmel aufsteigen sah. Er hatte einen Kloß in der Kehle, musste schlucken. Hermanni hatte sich verliebt. Ragnar Lundmark fand dafür die Worte:

»Wie mir scheint, herrscht in deiner Brust momentan ein ziemliches Chaos der Gefühle.«

Ragnar war übergangslos in seine alte Rolle als Butler geschlüpft, auch wenn er Hermanni nicht mehr siezte.

Als sie zur Tagesordnung und in die Stadt zurückkehrten, stellten sie auf einmal fest, dass Hermanni gar keinen Reisepass besaß. Ragnar faxte an den Landpolizeikommissar von Inari und erhielt bald darauf aus dessen Büro die Antwort, dass es vom Zeitpunkt der Beantragung zwei Wochen dauern würde, bis das Dokument ausgestellt war. Also marschierten sie in ein Fotostudio, und anschließend musste Hermanni nochmals nach Ivalo fliegen. Ragnar blieb diesmal in Rovaniemi, um den Aufstandsplan ins Reine zu schreiben und auf Disketten zu speichern. In dieser Form würde sich der Text leichter bearbeiten, sicherer handhaben und vor allem auch bequemer transportieren lassen.

Als Hermanni von seinem Ausflug zurückkehrte, berichtete er, dass er den Pass Mitte August bekommen würde. Bei seinem Besuch im Kommissariat hatte man ihn auch wegen des Brandes in seiner Hütte in Porttipahta vernommen. Die Kemijoki AG als Eigentümer verlangte von Hermanni eine Entschädigung für den Verlust. Hermanni als der Mieter hatte die Forderung zurückgewiesen mit dem Hinweis, dass es Brandstiftung gewesen sei, an der er keinerlei Anteil habe.

Ragnar hatte einen fertigen Vorschlag für das Programm der nächsten Tage. Sie würden zum Opernfestival nach Savonlinna fahren. Bei derselben Gelegenheit könnten sie sich auch die Höhlengalerie Retretti in Punkaharju und das unweit davon neu eröffnete Waldzentrum Lusto ansehen, das mit seiner thematischen Ausrichtung speziell den Holzfäller interessieren würde, wie Ragnar annahm. Hermanni akzeptierte den Plan, und so machten sie sich nach Savonlinna auf, wo es Ragnar gelang, Karten für eine Aufführung von Verdis machtvoller Aida zu besorgen.

Hermanni besaß für den Opernbesuch keinen Anzug, sondern nur eine Kombination aus Sakko und Hose. Ragnar beschloss, ihm bei nächster Gelegenheit zwei Anzüge und mindestens einen Smoking, wenn nicht gar einen Frack zu besorgen. Nun, wie auch immer, diesmal musste sich auch Ragnar alltäglicher kleiden, als er es sonst bei Opernbesuchen tat. Er trug einen mittelgrauen Anzug und dazu eine etwas dunklere Fliege. Hermanni musste anerkennen, dass sein Butler herrschaftliche Eleganz ausstrahlte, die grauen Schläfen und der graue Anzug passten Ton in Ton zusammen. Die für einen Oberst typische gerade Haltung unterstrich den angenehmen Gesamteindruck. Instinktiv streckte auch Hermanni sich, als sie in den Hof der Burg Olavinlinna traten und ihre Plätze unter dem Regendach einnahmen, um die Oper zu genießen.

Hermanni Heiskari war zum ersten Mal in seinem Leben in der Oper. Unbewusst hatte er diese Art von Gebrüll stets abgelehnt, aber als er jetzt die machtvolle Aufführung sah und hörte, war er total begeistert.



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