Verdammt (German Edition) by unknow

Verdammt (German Edition) by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-06-17T22:00:00+00:00


Sieben

Wir liebten mit einer Liebe,

die mehr war als Liebe.

Edgar Allan Poe

Als ich aufwache, beugt sich Bram über mich, sauber, mit frisch gewaschenen Haaren und neuen Sachen, und sieht mich liebevoll an. »Tut mir leid, Lily. Ich wollte dich nicht so überrumpeln.«

»Ich heiße nicht Lily«, murmele ich und setze mich mühsam auf, obwohl ich viel zu schwach bin, um auch nur den Kopf zu heben.

»Tja, früher schon.« Lächelnd streichelt er mir mit einem Finger über die Wange. »Aber wenn es dir lieber ist, nenne ich dich Dani – oder von mir aus auch ganz anders. Wir haben eine ganze Ewigkeit, um alles zu klären, wir müssen nichts überstürzen.«

Ich sehe ihn an und blicke in Augen, die genau wie die Lucians aussehen, und frage mich, wie ich mich so habe täuschen können.

Ich begreife, dass meine Gedanken nicht mehr privat sind und es die ganze Zeit nicht gewesen sind, als er sagt: »Hast du nicht. Du hast weder etwas falsch verstanden noch eine falsche Wahl getroffen. Fakt ist, Lily-Dani, du hast die gleiche Wahl getroffen wie zuvor. Vor über hundert Jahren. Und offenbar ist Lucian nie darüber hinweggekommen.« Er schüttelt den Kopf. »Aber ich garantiere dir, dass er jetzt darüber hinweggekommen ist. Ich fürchte, mein Bruder wird nicht mehr so schnell hier aufkreuzen.«

»Dein Bruder«, flüstere ich und fasse mir hastig an den Hals, während ich mich frage, was entsetzlicher ist – die zwei Paare von Bisswunden oder die Tatsache, dass ich nicht mehr atme.

»Hör mal zu.« Er setzt sich aufs Sofa und nimmt meine Hand. »Das Einzige, worüber ich dich belogen habe, war deine Verbindung zu diesem Haus.« Er hält inne und sieht mir in die Augen. »Na ja, das und das Bild. Ich habe es vor über hundert Jahren gemalt, und du hast das von mir direkt daneben gemalt, aber alles andere war wahr.«

»Wie kann ich es gemalt haben, obwohl ich doch erst siebzehn bin?«, wende ich kläglich ein, denn seine Worte ergeben für mich überhaupt keinen Sinn, auch wenn ich tief in meinem Inneren weiß, dass sie wahr sind.

»Ich habe lange gebraucht, um dich zu finden«, fährt er fort. »Habe den Quatsch mit der Wiedergeburt schon vor Jahren aufgegeben. Aber dann, als ich von der Restaurierung gehört habe, bin ich hergekommen, um mir selbst ein Bild zu machen, und sowie ich dich gesehen habe, wusste ich es. Und als ich deine Doc Martens gesehen habe, wusste ich es ganz sicher. Du hattest schon immer diesen Hang zur Unabhängigkeit, zur Rebellion, na ja, und den Rest kennst du ja.«

»Nein«, widerspreche ich mit einer Stimme, die so rau und heiser klingt, als hätte ich sie den ganzen Tag noch nicht benutzt. »Ich weiß überhaupt nichts. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr atme. Ich glaube, ich habe womöglich jemanden getötet, der schon tot war, und …« Ich schließe die Augen, da ich das Allerschlimmste nicht aussprechen will, und so denke ich es stattdessen: Und ich glaube, ich bin ein Vampir.

»Du bist ein Vampir.« Er nickt bekräftigend, und das Glitzern in seinen dunklen Augen sagt mir, dass er darüber hocherfreut ist.



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