Turbulenzen auf dem Lande by Miss Read
Autor:Miss Read [Read, Miss]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
In Barton-on-Sea waren Miss Watson und Miss Fogerty emsig bei der Vorbereitung ihres Besuches in Thrush Green.
Wie üblich kümmerte sich Dorothy Watson zunächst um ihre Garderobe. Sie hielt viel auf Kleidung und war kritisch ihrem Erscheinungsbild gegenüber. Agnes, bei der Ordentlichkeit und Sparsamkeit immer vor modischem Schick rangiert hatten, konnte die Aufregung ihrer Freundin nur wenig dämpfen. Geldmangel hatte Agnes’ Möglichkeiten eingeschränkt, und im Verlauf der Jahre hatte sie es recht geruhsam gefunden, daß sie nur wenig Auswahl an Kleidern hatte.
Dorothy rief eines Morgens aus ihrem Schlafzimmer nach Agnes, gerade als diese sich einen Nachtisch für den heutigen Tag überlegte. Ob sie die Himbeeren von gestern nehmen sollten? (Kaum genug, um den Boden einer Obstschale zu bedecken.) Oder sollten sie eine Dose Aprikosen öffnen? (Sicherlich ein Luxus, da es im Juli soviel frisches Obst gab.)
Sie kam Dorothys Aufforderung eilig nach und fand sie vor einem Berg Kleidern, die auf dem Bett lagen.
»Ich kann mich einfach nicht entschließen«, rief Dorothy. »Wenn es Winter wäre, würde ich für abends bestimmt mein kleines Schwarzes mitnehmen, aber im Sommer möchte man gern festlicher aussehen. Andererseits kann es abends kühl sein, und ich möchte nun wirklich über meine Sommerkleider keine alte Jacke ziehen.«
Agnes, die sich meistens auf ›eine alte Jacke‹ verließ, wenn sie gelegentlich mehr Wärme brauchte, meinte, daß ein Seidenkleid mit langem Arm die beste Lösung des Problems sei.
»Das Grüne hier sieht immer so gut aus«, erlaubte sie sich zu sagen und hob das fragliche Gewand hoch.
»Der alte Fetzen steht Thrush Green schon bis da«, entgegnete Dorothy. »Das habe ich vor Jahren für eine Party bei Ella und Dimity gekauft.«
»Was ist mit dem Blauen?«
»Die Taille sitzt zu hoch. Direkt unter dem Busen. Es kneift.«
»Ich habe dich immer gern in dem Rosa hier gemocht.«
»Zu jugendlich. Hinten Lyzeum, vorne Museum und keine Schuhe, die dazu passen.«
Eine weniger geduldige Frau als Agnes hätte vielleicht gefragt, warum sie diese Sachen überhaupt gekauft hatte und daß ein Flohmarkt der beste Platz zur Lösung solcher Probleme sei, doch Agnes bewahrte die Ruhe.
»Ich finde immer noch, das Grüne paßt am besten«, sagte sie diplomatisch. »Dazu kannst du schwarze oder braune Schuhe tragen und verschiedene Seidentücher, falls das Wetter kühl sein sollte. Der Ausschnitt ist höchst kleidsam.«
Dorothys Erregung klang ab, wie Agnes aufatmend feststellte.
»Du bist eine große Hilfe«, sagte Dorothy. »Ich kann die leichte Stola einpacken, die ich mal im Ausverkauf bei Prouts erstanden habe. Die paßt zu allem, und der liebe Anthony Bull hat mal gesagt, ich wirke darin so vornehm.«
Mit dem Segen von Pfarrer Anthony Bull, Charles’ Amtsvorgänger in Lulling, waren Dorothys größte Sorgen anscheinend behoben.
Dankbar kehrte Agnes zu ihren Überlegungen zurück, ob man die Himbeeren mit Bananenscheiben strecken könne.
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