Sicherer Hafen by Radclyffe

Autor:Radclyffe [Radclyffe]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bold Strokes Books, Inc.
veröffentlicht: 2012-03-29T00:00:00+00:00

Kapitel Zwölf

Als Tory am nächsten Morgen um 7.20 Uhr die Einfahrt zu Reeses Haus entlang lief, tauchte Brianna Parker in einem hautengen schwarzen T-Shirt, einer tiefsitzenden Lederhose und Motorradstiefeln von der Rückseite auf und lief auf sie zu. Das mit Geschossen versetzte Holzhaus lag auf einem Hügel mit Blick auf das Sumpfgebiet am Ende der Bradford Street, und als Tory anhielt um die Aussicht zu genießen, machte Bri schweigend an ihrer Seite Halt. Tory sah hinaus über die Sümpfe und Dünen. Sie waren erfüllt von dem Flattern der Möwen und anderer Vögel auf der Suche nach Frühstück.

„Hi, Bri“, sagte Tory. „Ziemlich spektakulärer Morgen.“

„Ja, ich glaube schon“, antwortete der Teenager nicht wirklich begeistert.

„Harte Unterrichtsstunde?“

„Nein, es war großartig.“ Bris Gesicht hellte sich auf.

„sensei bringt mir Breakfalls bei.“

„Jetzt schon? Hey, das ist fantastisch.“

„Ja.“ Bri sah weg, ihr Lächeln verschwand.

Tory hatte das Gefühl die Junge würde mehr sagen wollen, als sie plötzlich ein Tschüss murmelte, auf ein rotes Motorrad zusteuerte und sich hastig zurückzog. Während Tory zusah, wie sie in einer Wolke aus Staub und Kies verschwand, wünschte sie, sie wüsste, wie sie eine Verbindung zu dem Teenager herstellen könnte. Jedes Mal, wenn sie Bri sah, schien das Mädchen ein wenig zurückgezogener und ein wenig unglücklicher.

Dann bemerkte Tory die Zeit, drehte sich um und eilte die Einfahrt hinauf. Die Seitentür der angebauten Garage war offen und sie schritt über die Schwelle in einen großen rechteckigen Raum, der beinahe vollkommen mit tatami-Matten bedeckt war, einem traditionellen Material, das den Aufprall minderte und auf den Böden der meisten Dojos in Japan gefunden wurde. Entlang der angrenzenden Wand waren eine Bank und ein Gestell für Schuhe. An der der Bank gegenüberliegenden Wand waren ein kleines handgeschnitztes Regal mit einer Blumenvase, mehrere Schmuckstatuen und ein Bild eines überwältigend erscheinenden Japaners. Tory verbeugte sich in Richtung des kamiza, des traditionellen Altars, um ihren Respekt für den Übungsraum und Reeses ehemaligen Lehrer zu zeigen, dann stellte sie ihre Schuhe auf dem Gestell ab.

Reese kniete mit geschlossenen Augen auf der Matte, als Tory eintrat, und sah nun mit einem Lächeln auf. „Willkommen. Ich bin froh, dass du es einrichten konntest.“

„Danke. Ich habe mich darauf gefreut.“

Während sie sprach, setzte sich Tory hin und beugte sich vor um die Metallschiene von ihrem rechten Bein abzunehmen. Sie ersetzte sie durch einen viel leichteren kurzen Plastikluftverband, der ihren Knöchel daran hinderte, in seine paralysierte Stellung zu springen.

„Erzähl mir darüber“, sagte Reese und deutete auf die Stütze.

Torys Hände griffen fester zu und ihre Schultern spannten sich unter dem automatischen Widerstand auf jede Frage nach ihrer Verfassung. Ständig war eine solche Befragung begleitet von einem kaum versteckten Mitleid, Unbehagen oder Missverständnis bezüglich ihrer Fähigkeiten. Es änderte nichts, dass Reese niemals auch nur ein bisschen urteilend oder abweisend erschienen war. Torys Antwort war durch die Jahre an Ärger und Enttäuschung geprägt. Sie konnte die Worte für eine Antwort nicht finden und blickte nicht auf.

Nach einem Moment fragte Reese: „Wie lange ist es her, seit du mit jemandem trainiert hast?“

„Vor meinem Unfall.“ Tory sah ihr trotzig in die Augen.

„Na dann schätze ich, wir werden einfach gemeinsam herausfinden müssen, was du dir zutrauen kannst.

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