Schantall, tu ma die Omma Prost sagen! by Kai Twilfer

Schantall, tu ma die Omma Prost sagen! by Kai Twilfer

Autor:Kai Twilfer [Twilfer, Kai]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Satire, Humor
ISBN: 9783862653829
Herausgeber: Schwarzkopf & Schwarzkopf
veröffentlicht: 2015-01-23T05:00:00+00:00


6. KAPITEL

ICH WILL ZURÜCK

NACH WESTERLAND

In Bezug auf die folgenden Ereignisse stellte sich mir zum ersten Mal die Frage, ob reiche Menschen, also ich meine solche, die sich weiße Elefanten zulegen, um das Geld in den Keller stampfen zu lassen, auch hin und wieder einen Sozialarbeiter benötigen, oder ob Sozialarbeit zwangsläufig etwas mit einem klammen Geldbeutel zu tun hat.

Wie schon erwähnt, geht es in vielen Familien, die einen etwas außergewöhnlichen Lebensstil pflegen und einen recht speziellen Sozialarbeiter wie mich um sich haben, ja gar nicht primär um besorgniserregende finanzielle Armut. Schwerpunkte sind vielmehr menschliche Schieflagen und soziale Härtefalle, die die Betroffenen nicht eigenständig bewerkstelligen und beseitigen können oder wollen. Und glauben Sie mir, so mancher, der sich selbst zur vermögenden Oberschicht in Deutschland zählt, hätte durchaus mal einen Sozialarbeiter nötig. Einen, der ihm erläutert, dass menschliche Schieflagen nicht immer etwas mit dem gebeugten Umherwanken nach Champagnerkonsum in einer Edeldiskothek zu tun haben. Auch in diesem Milieu wird oft massives asoziales Verhalten an den Tag gelegt.

Gelegenheit, der Sache mal nachzugehen, bot sich mir im Sommer vergangenen Jahres, als ich mit Schantall in der Eisdiele unseres Vertrauens saß und sie mir zwischen Malaga- und Zitronenbällchen erläuterte, dass Cedrik was richtig Cooles am Start habe. Ein hammergeiles Familienwochenende sei geplant, und ich, der Wurmfortsatz am Familienorgan Pröllmann, sei herzlich eingeladen mitzufahren. Ich erinnerte mich direkt an den legendären Ausflug mit der ganzen Pröllmann-Sippschaft auf die Kirmes, zu dem ich ja auch als Gast mitgenommen worden war und der im totalen Chaos endete. Die Voraussetzungen waren allerdings diesmal viel spektakulärer und außergewöhnlicher, sodass ich mich erneut überreden ließ, Schantall und die Pröllmanns in ihrer Freizeit zu begleiten. Ich wollte ja unbedingt sehen, wie sie sich in der piekfeinen High Society auch ohne Fäuste so schlagen würden.

Cedriks Vater, der Fireman, hatte nämlich eine Einladung für ein Poloturnier auf Sylt im Köcher, und da er selbst verhindert war, weil er einen albanischen Autotransporter in Empfang nehmen musste, spendierte er die ganze Sause eben Schantalls Familie. Cedrik blieb zu Hause, um Tschastin zu hüten und seinem Vater beim Ausschlachten der angelieferten Edelkarossen behilflich zu sein, sodass der Weg für ein ganz typisches Familienwochenende à la Pröllmann frei war. Es war wie in guten alten Zeiten, als die ganze Bagage die Wochenenden noch nutzte, um in Holland günstigen Kaffee einzukaufen.

Bevor ich etwas näher auf die Details des Insel-Trips eingehe, muss ich zunächst aber zwei Begriffe erläutern, die man in einem Buch über Schantall vielleicht nicht unmittelbar erwartet hätte.

Während dem Leser bisher eher schantall- und cedrik- typische Begriffe wie »Ballermann« und »Aschebolzplatz« um die Augen geschrieben wurden, sind die Begriffe »Sylt« und »Poloturnier« für einen Alltagsbericht über eine junge Frau wie Schantall Pröllmann schon etwas außergewöhnlicher. Mit einem Poloturnier ist in diesem Fall auch kein nächtliches Straßenrennen aufgemotzter VW-Fahrzeuge durch Berlin-Neukölln gemeint, sondern das elitäre Vergnügen vieler Gutbetuchter, die auf Pferden reitend ihrem als Unternehmensberater beruflich gezügelten Temperament freien Lauf lassen können. Die Tiere werden dabei über eine große Grünfläche gescheucht, während man versucht, eine kleine Kugel in ein großes Tor zu schlagen.



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