Richter ohne Gesetz. Islamische Paralleljustiz gefährdet unseren Rechtsstaat by Joachim Wagner

Richter ohne Gesetz. Islamische Paralleljustiz gefährdet unseren Rechtsstaat by Joachim Wagner

Autor:Joachim Wagner
Die sprache: deu
Format: azw3
Tags: Immigranten, Gesellschaft, Muslime in Deutschland, Sachbuch, Deutschland, Islamische Parallelwelt, Politik, Ausländer in Deutschland, Islamische Paralleljustiz
Herausgeber: Ullstein Verlag
veröffentlicht: 2011-08-16T22:00:00+00:00


Der »Kofi Annan« von Bremen

Im schwarzen BMW 730 Diesel, auf der Fahrt vom Hauptbahnhof nach Bremen Neustadt, stapeln sich sofort Fragen, die zu stellen die Höflichkeit verbietet: Wie kann sich der Streitschlichter Mustafa Özbek, der von Hartz IV lebt, ein solches Auto leisten? Sprudeln immer noch dunkle Geldquellen aus seiner kriminellen Vergangenheit? Hat er doch noch nicht endgültig abgeschlossen mit seinen Jobs als Geldeintreiber und Schutzgelderpresser? Die Antwort gibt es am Ende des Besuchs. Der findet nicht in einem Café oder Restaurant statt, sondern in seiner Wohnung. Er lädt zum Mittagessen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zu sich nach Hause ein – eine hoch zu schätzende Geste der Gastfreundschaft.

Mustafa Özbek, ein kurdischer Alevit, hat drei Spitznamen, und alle verraten etwas Typisches über ihn: Charly, Onkel, manchmal auch Onkel Charly – und Kofi Annan von Bremen. Charly wird er wegen seines watschelnden Ganges beim Boxen gerufen, der an Charlie Chaplin erinnert. Alles, was er im Ring lernte, hat er bei Disko-Schlägereien, auf dem Fußballplatz und als Mitglied der »Anti-Skin-Liga« bei der Jagd nach Faschisten ausgelebt. Mit »Onkel« wird im Kurdischen jemand angesprochen, der Respekt genießt – wegen seines Alters, seiner Weisheit oder wegen seiner Macht. Er wird geachtet – so vermutet er –, weil er einer großen kurdischen Familie angehört. Und alle wissen, dass er mit der kurdischen Freiheitsbewegung PKK sympathisiert, die notfalls hinter ihm steht. Und »Kofi Annan von Bremen« wird er genannt, weil er sich als Streitschlichter an der Weser einen Namen gemacht hat.

Seine ersten Frieden stiftete der Kurde 2003, als er noch als Türsteher vor einer Diskothek arbeitete, ein Job, mit dem er sieben Jahre lang sein Geld verdiente. Damals wurde er nach einer Schlägerei und Schießerei zwischen Kurden und Mitgliedern des berüchtigten Miri-Clans angesprochen. Es gab nur leichte Verletzungen und beschädigte Autos. Trotzdem kamen die Schützen in Untersuchungshaft. Dort saßen sie ihrer Auffassung nach zu Unrecht, und die Angegriffenen kündigten an zurückzuschießen. Beide Parteien meinten es sehr ernst und hatten mächtige Familien hinter sich. Trotzdem schaffte es Özbek, dass sie sich wieder die Hand gaben. Mit ihren Repräsentanten ging er zu einem Rechtsanwalt. Und der setzte einen schriftlichen Vertrag auf. In ihm verpflichteten sich beide Familien, dass es zu keinen weiteren Auseinandersetzungen kommen würde. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Wegen der Schlichtungsvereinbarung hatte das Gericht angenommen, dass der Haftgrund entfallen war. Ein erstaunlicher Einbruch einer islamischen Rechtstradition in unseren Strafprozess.

Solche Befriedungsaktionen vermitteln dem 45-jährigen Özbek ein »Glücksgefühl«, wie er sagt, »weil ich Probleme aus der Welt schaffen und Gewalt verhindern kann. Ich fühle mich dadurch geehrt und denke, mit Verständigungen kann ich ein wenig das Unrecht sühnen, das ich begangen habe.« Und da hat der im Alten Land bei Hamburg Geborene in der Tat eine schwere Last abzutragen. Nach einer kleinen Pause und unter erkennbarer Mühe bekennt er: »Ich bin ein Krimineller. Mit Ausnahme von Kinderschänden und Frauen vergewaltigen habe ich alles gemacht.« Angefangen hatte er als 16-Jähriger mit Körperverletzungen. Sein Vater, der die Familie mit redlicher Arbeit im Deichbau, auf einer Werft und bei der Bahn durchbrachte, hatte ihn früh verstoßen.



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