Reineke Fuchs by Johann Wolfgang von Goethe

Reineke Fuchs by Johann Wolfgang von Goethe

Autor:Johann Wolfgang von Goethe [Goethe, Johann Wolfgang von]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: German poetry -- 18th century, Epic poetry
veröffentlicht: 2000-06-01T04:00:00+00:00


Von dem Leibe des Bären und seinem Felle verschafft ich

Mir ein tüchtiges Stück; es ließen der Wolf und die Wölfin

Ihre Schuhe mir ab; so hab ich mein Mütchen gekühlet.

Meine Lüge verschaffte mir das, ich wußte den König

Aufzubringen und hab ihn dabei entsetzlich betrogen:

Denn ich erzählt ihm ein Märchen, und Schätze wußt ich zu dichten.

Ja, ich hatte daran nicht genug, ich tötete Lampen,

Ich bepackte Bellyn mit dem Haupt des Ermordeten; grimmig

Sah der König auf ihn, er mußte die Zeche bezahlen.

Und das Kaninchen, ich drückt es gewaltig hinter die Ohren,

Daß es beinah das Leben verlor, und war mir verdrießlich,

Daß es entkam. Auch muß ich bekennen, die Krähe beklagt sich

Nicht mit Unrecht, ich habe Frau Scharfenebbe, sein Weibchen,

Aufgegessen. Das hab ich begangen, seitdem ich gebeichtet.

Aber damals vergaß ich nur eines, ich will es erzählen,

Eine Schalkheit, die ich beging, Ihr müßt sie erfahren,

Denn ich möchte nicht gern so etwas tragen; ich lud es

Damals dem Wolf auf den Rücken. Wir gingen nämlich zusammen

Zwischen Kackyß und Elverdingen, da sahn wir von weitem

Eine Stute mit ihrem Fohlen, und eins wie das andre

Wie ein Rabe so schwarz; vier Monat mochte das Fohlen

Alt sein. Und Isegrim war vom Hunger gepeinigt, da bat er:

Fraget mir doch, verkauft uns die Stute nicht etwa das Fohlen?

Und wie teuer? Da ging ich zu ihr und wagte das Stückchen.

Liebe Frau Mähre, sagt ich zu ihr: das Fohlen ist Euer,

Wie ich weiß; verkauft Ihr es wohl? Das möcht ich erfahren.

Sie versetzte: Bezahlt Ihr es gut, so kann ich es missen,

Und die Summe, für die es mir feil ist, Ihr werdet sie lesen,

Hinten steht sie geschrieben an meinem Fuße. Da merkt ich,

Was sie wollte, versetzte darauf: Ich muß Euch bekennen,

Lesen und Schreiben gelingt mir nicht eben so, wie ich es wünschte.

Auch begehr ich des Kindes nicht selbst: denn Isegrim möchte

Das Verhältnis eigentlich wissen; er hat mich gesendet.



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