Pfeifer-11 - Berge, Bären, Biberjäger by Guben

Pfeifer-11 - Berge, Bären, Biberjäger by Guben

Autor:Guben [Guben]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Der von den Irokesen als alter Mann bezeichnete Bewohner der Felsenburg mußte in der Tat schon ein biblisches Alter erreicht haben. Sein ledernes Gesicht war voller Runzeln und Falten. Seine Gestalt war gebeugt, seine Hände von Wind und Wetter zerrissen und sein weißes langes Haar zerzaust und verfilzt. Das einzige Gepflegte an dem Mann war der lange weiße Bart. Und nur die lustig zwinkernden blauen Äuglein verrieten, daß noch lebhafter Geist in ihm war.

Sein bürgerlicher Name lautete Tim Crawford. Aber kein Westmann zwischen dem Missouri und der östlichen Küste kannte ihn unter diesem Namen. Für sie war er einfach Old Tim.

Old Tim hatte noch die Zeiten erlebt, als sich kaum ein Weißer ohne Begleitung oder militärischen Schutz nach Michigan wagte. Seit eh und je hatte er in dieser Gegend, solange er sich jedenfalls zurückerinnern konnte, Biber gejagt. Auch heute stellte er noch ab und zu Fallen auf, weil es eine alte Gewohnheit war. Seinen Lebensunterhalt allerdings deckte er fast ausschließlich von den Fischen des Sees, die reichlich vorhanden waren. So war Old Tim fast selbst zu einem Fisch geworden. Braten aß er nur, wenn auf seinen seltenen Streifzügen an Land einmal ein Bock zufällig vor seine Flinte rannte.

Seit Wochen war Old Tim gestern zum ersten Male wieder an Land gewesen. Da war er auf die Spuren von streifenden Indianern getroffen und hatte es sehr eilig gehabt, wieder in sein Rindenkanu und mit diesem wieder zurück zu seiner Wasserburg zu kommen. Für einen offenen ehrlichen Kampf Mann gegen Mann war er schon zu alt. Er hatte auch nicht die Absicht, sich Indianerskalpe in Gold honorieren zu lassen. Dennoch war er ein geschworener Feind aller Roten. Deshalb hatte er, als er Tecumsehs und Andreas' ansichtig geworden war, sein Gewehr angelegt und auf diese geschossen.

Aufmerksam im eigentlichen Sinne wurde er erst, als sich die Szene am Ufer plötzlich änderte, als sich der von ihm beschossene Rote ins Wasser stürzte und vor den anderen floh.

Old Tim beobachtete den Schwimmweg Tecumsehs sorgfältig. Je näher der Indianer kam, um so nervöser zuckten seine Finger nach dem Abzugsbügel. Aber dann fand er es doch unschön, auf einen Schwimmenden zu schießen, der sich nicht wehren konnte.

Entschlossen hing er das wieder geladene Gewehr an die Wand, wo noch etwa zehn andere hingen, nahm aus einer eisenbeschlagenen Kiste zwei Pistolen, schüttete Pulver auf die Pfannen und fühlte sich so gegen einen plötzlichen Überfall des roten Schwimmers gewappnet. Wenn dieser Hintergedanken im Schilde führte, so war er nach Old Tims Meinung ein toter Mann.

Auf den Felsen gab es keinen natürlichen Aufgang. Old Tim war vor zwei Jahren zum ersten Male da hinaufgelangt, ohne es eigentlich zu wollen. Er war am Erie-See mit dem leichten Kanu unterwegs gewesen, und es war ein Sturm aufgekommen. Froh, eine Bucht zu finden, war er in diesen Nebensee gepaddelt. Aber auch hier gab es ziemlich hohen Wellengang. Plötzlich hatte Tim sein Ruder verloren. Hilflos trieb er in den Wellen. Mitten im See gab es plötzlich einen Krach, das Boot zerschellte unter ihm und er lag hier, eben an jener Stelle, auf der jetzt seine Hütte stand, geklammert an einen felsigen Vorsprung.



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