Neid by Arne Dahl

Neid by Arne Dahl

Autor:Arne Dahl
Die sprache: deu
Format: azw3, epub
ISBN: 9783492966580
veröffentlicht: 2014-02-16T23:00:00+00:00


Konfetti

Stockholm, 5. Juli

Benno Lidberg musterte seine Besucher mit einer würdevollen Überheblichkeit. Sie saßen in seinem Büro im Polizeipräsidium auf Kungsholmen in Stockholm, und er hatte das Gefühl, alle Trümpfe in der Hand zu halten. Er hatte nichts zu verlieren.

»Ihr habt die komplette Einsicht in die Untersuchungsakten, könnt die Ermittlungen quasi live mitverfolgen. Es gibt keinen Grund, sich zu beklagen.«

»Aber wir beklagen uns auch gar nicht.«

»Und trotzdem seid ihr hier?«

»Wir machen uns über Dinge Gedanken, die wir nicht in den Akten gefunden haben. Gefühle. Intuition. Instinkte.«

»Wir haben nicht so viele Frauen im Team.«

Er wusste, dass das Paar auf der anderen Seite seines Schreibtisches ein echtes Ehepaar war, auch wenn das ihre Nachnamen nicht verrieten. Daher bereiteten ihm derartige Bemerkungen einen besonderen Spaß. Ebenso wie die Möglichkeit, gegen die politische Korrektheit zu verstoßen.

»Unter Umständen kann man über Gefühle und Instinkte verfügen, auch ohne eine Frau zu sein«, sagte der Mann.

»Aber wir arbeiten mit Fakten«, entgegnete Benno Lidberg. »Um alles andere müssen sich die Astrologen kümmern.«

»Die Astrologen der Stockholmer Polizei?«, fragte die Frau.

Benno Lidberg kam es so vor, als hätte das Paar die Rollen getauscht. »Mir ist immer noch nicht klar, was ihr hier wollt«, sagte er.

»Ich weiß«, entgegnete der Mann. »Habt ihr mittlerweile herausgefunden, was mit dem Handy von Professor Niels Sørensen passiert ist?«

»Und habt ihr etwas über den Forschungsschwerpunkt des EU-geförderten Forscherteams an der Königlich Technischen Hochschule in Erfahrung gebracht?«, fragte die Frau.

Kriminalkommissar Lidberg wand sich ein wenig auf seinem Stuhl und sagte: »Die EU ist wohl eher die Abteilung der werten Herrschaften!«

»Und was ist mit dem Handy?«

»Keine Spur.«

»Handyortung?«

»Haben wir gemacht. Nichts.«

»Aber deswegen sind wir auch gar nicht hier«, erklärte die Frau.

»Sara Svenhagen«, sagte Benno Lidberg in einem Ton, der besonders bissig klingen sollte, »wie geht es dir? Arbeitet dein Daddy noch in der Pathologie?«

»Er hat die Position des Chefs des Staatlichen Kriminaltechnischen Labors verlassen und ist pensioniert. Aber, da wir gerade davon reden, die Obduktionsprotokolle sind doch schon eingetroffen?«

»Und ihr habt sie auch schon längst gelesen«, sagte Lidberg und scrollte sich durch Dateien in seinem Computer. »Keine Überraschungen: ›Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Niels Sørensen an den Folgen einer durchtrennten Halsschlagader starb. Die Waffe war sehr scharfkantig, aber wesentlich länger als ein Skalpell oder ein Rasiermesser, vermutlich mindestens fünfzehn Zentimeter lang, aller Wahrscheinlichkeit nach ein extrem scharfes Messer vom Typ combat knife. Aus rechtsmedizinischer Sicht gilt der Todesfall als unnatürlich, obwohl ein extrem hoher Blutdruck vor dem Anbringen der Schnittwunde den Eintrittszeitpunkt des Todes beschleunigt hat.‹ Der Mann war also außer Puste, als es ihn erwischt hat.«

»Und wie lautet deine Schlussfolgerung?«

»Dass er verfolgt wurde und es wusste.«

»Von wem?«

»Das versuchen wir, wie gesagt, herauszufinden.«

»Aber ihr habt doch sicher schon eine Art Täterprofil erstellt?«

»Es handelt sich um eine Person, die den Umgang mit sehr scharfen Messern beherrscht; eventuell verfügt sie über Schlachterkompetenzen.«

»Diese Frage haben wir bereits erörtert, willst du wissen, warum wir hier sind?«, fragte Chavez.

»Nein, nicht wirklich.«

»Wir sind wegen der Zeugen von Hornstull hier.«

»Ach, Rucki-Zucki. Die berühmt-berüchtigte Elite aus dem A-Team.«

»Du darfst mich gerne Rucki-Zucki nennen, Hauptsache du beantwortest mir meine Frage.



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