Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe by Marly Michelle

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe by Marly Michelle

Autor:Marly, Michelle [Marly, Michelle]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2018-01-15T23:00:00+00:00


Kapitel 4

Der Motor des Rolls-Royce Silver Ghost, der in einem ungewöhnlichen Nachtblau lackiert war, schnurrte gleichmäßig wie eine Nähmaschine. Die noch winterlich kahlen Bäume flogen am Straßenrand vorbei, durch die offenen Seitenfenster wehte der kühle Fahrtwind, zerrte am Stoff des zugeklappten Verdecks und spielte mit Gabrielles Haaren, die unter ihrer Lederkappe hervorblitzten. Wie als Vorboten des Frühlings an der Riviera blitzten Sonnenstrahlen hinter den grauen Wolken hervor und spiegelten sich in der Kühlerfigur und im Aluminium des Armaturenbretts.

Schon gestern war das Wetter so freundlich gewesen, dass sich Dimitri bei seiner Probefahrt nach Rouen einen Sonnenbrand holte. Als er nach Paris zurückkehrte, wollte ihm der Portier anfangs den Zugang zum Hotel verweigern, weil er das rotgefärbte Gesicht für ein Zeichen der Trunksucht hielt. Die Angelegenheit ließ sich klären, Gabrielle und Dimitri hatten über den Vorfall gelacht, aber sie hoffte, dass damit der Peinlichkeiten genug war, denen sie ihren vornehmen Liebhaber aussetzte.

Spontan strich sie mit den Fingerspitzen über seine Wange.

»Das Anfassen des Chauffeurs ist verboten«, scherzte er, den Blick jedoch geradeaus auf die Straße gerichtet. »Du läufst Gefahr, dass ich die Hände vom Steuerrad nehme und dich küsse.«

Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Ich werde es kaum ertragen, dich bis Menton nicht zu berühren.«

»Ich auch nicht. Deshalb legen wir spätestens auf der Hälfte der Strecke eine Pause ein.«

Das wird wahrscheinlich in der Auvergne sein, fuhr es ihr durch den Kopf. Obwohl sie mit Boy oft in den Süden gefahren war, hatten sie niemals Station in jener Region gemacht, die ihre Heimat war. Seltsamerweise spürte sie jedoch plötzlich das Bedürfnis, an den Ort zurückzukehren, wo sie aufgewachsen, wo ihre Mutter gestorben war. Als wollte sie den Vulkanfelsen und den hügeligen Weiden, den aus Basalt errichteten mittelalterlichen Städten und zugigen Bauernkaten zurufen, dass aus dem schüchternen kleinen Mädchen, das in bitterster Armut aufgewachsen war, eine erfolgreiche und wohlhabende Frau geworden war, die es sich leisten konnte, mit einem Großfürsten einen ausgedehnten Urlaub an der Côte d’Azur zu verbringen.

Zuerst wollten sie ein paar Tage in einem Hotel in Menton verbringen, wo sie niemand kannte. Menton war nicht mondän genug, dort würden sie nicht für Gesprächsstoff sorgen. Die Klatschmäuler vergnügten sich lieber in Monte Carlo, Cannes oder Antibes. Vor allem Dimitri sehnte sich nach Anonymität. Allerdings hatte das nicht nur etwas mit seinem gesellschaftlichen Status zu tun. Er hatte Gabrielle erzählt, dass er bemerkt habe, wie er sowohl von der Polizei als auch anscheinend von französischen Spitzeln und bolschewistischen Spionen verfolgt wurde. Durch einen Bekannten im französischen Innenministerium erfuhr er, dass ein Dossier existierte, in dem fast jeder seiner Schritte dokumentiert wurde.

»Jede Nation kontrolliert mich aus anderen Beweggründen, aber eigentlich sind sie sich einig darin, dass sie wissen wollen, welche politischen Ziele ich verfolge«, sagte Dimitri grimmig. »Dabei möchte ich einfach nur mit dir zusammen sein, Coco, und ein bisschen Sonne genießen.«

In der Auvergne bist du ebenso unbekannt wie in Menton, dachte sie.

»Wir sollten in …«, hob sie an, doch im selben Moment fragte Dimitri: »Was willst du …?«

Beide unterbrachen sich, ein wenig verlegen, weil sie zeitgleich zu sprechen begonnen hatten.



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