Knecht – Die Schattenherren II by Corvus Robert

Knecht – Die Schattenherren II by Corvus Robert

Autor:Corvus, Robert [Corvus, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492960687
Herausgeber: Piper


Ein Stich über seinem Schulterblatt erinnerte Bren daran, dass er in unvertrauter Umgebung kämpfte. Es war keine kluge Idee, den Morgenstern ohne den Schutz einer Rüstung über die Schulter zu legen, wie es seine Gewohnheit war. Er wickelte die Kette um den Stab und schloss die Faust darum.

Ejon, Kalib, Buton und Haronn. Das waren seine Kameraden, Jetano war von König Goran zurückgezogen worden, um die gleiche Kopfstärke mit Nachtstein zu wahren. Jetano war nicht froh darüber. Wenn ein Mann mit seinem Leben abgeschlossen hatte, um eine Tat zu vollbringen, die ein neues begänne oder ihm den Tod brächte, kehrte er ungern um. Bren kannte das von den Sturmbannern, die sich in den vordersten Reihen aufstellten, wenn es gegen eine Festung ging. In Tamiod galt das offensichtlich ebenso, daran änderte auch der Umstand nichts, dass die Kämpfer in Brens Augen Ähnlichkeitmit gerade entwöhnten Säuglingen hatten. Wären sie ihm in Ondrien bei einer Musterung untergekommen, hätte er ihren Müttern geraten, sie ordentlich übers Knie zu legen, um ihnen die Flausen auszutreiben. Das lag nicht an ihrem Alter, daser bei Angehörigen dieses Volks ohnehin kaum schätzen konnte. Halbe Kinder hatten an seiner Seite vor dem Feind gestanden. Eher schon an ihrer Schwächlichkeit, sie hatten die Muskeln von Tänzerinnen. Aber auch das war nicht entscheidend, magere Kerle waren manchmal besonders zäh. Bei den Spähern fanden sich viele von dieser Sorte. Was ihn davonabhielt, auf die Fähigkeiten seiner Kameraden zu vertrauen, waren ihre Augen. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, in eine Zukunft, in der sie sich bedienen lassen und in Sorglosigkeit leben würden. Ihnen fehlte der Fokus auf das Naheliegende, auf das Jetzt. Der Blick des Kriegers, der seinen Feind fand, nichts mehr außer ihm sah, außer der brüchigen Stelle in seiner Rüstung, unter der sein Leben verletzlich war und zerstört werden konnte.

Da man die Hände zum Klettern brauchte, verzichtete Bren auf den Schild. Er trug sein Untergewand und darüber eine vor Brust und Rücken gekreuzte rote Stoffbinde, um seine Zugehörigkeit deutlich zu machen. Die anderen verknoteten ihre Wickelgewänder, damit Arme und Beine frei wurden und sich keine losen Schlaufen an den Blättern verhaken könnten.

Aus der Nähe betrachtet war die Oberfläche des Baums uneben. Sowohl die schwarzrote, borkige Rinde bot Halt, als auch zahlreiche armlange Auswüchse auf den großen Blättern.

Kalib sah ihn an. Seine Augen waren von einem warmen Braun. »Wollt Ihr nicht doch Jetanos Sichel nehmen, Herr?«

Die Kämpfer verwendeten gebogene, hölzerne Säbel mit einer Eisenspitze, die geeignet sein mochte, als Kletterhilfe zu dienen.

»Ich komme schon zurecht.« Bren schob den Morgenstern seitlich unter seinen Gürtel, wo die Waffe die Beinfreiheit nicht behinderte und die Kugel fest anlag, ohne ihn zu stechen.

Eine Maid brachte einen Korb, in dem handtellergroße, biegsame Schoten lagen. Sie waren durchsichtig, enthielten ein Gelee, in dessen Mitte ein Samen wie ein Finger schwamm. Feine Härchen bedeckten die Schoten.

»Die müssen wir schlucken«, erklärte Kalib.

»Warum?«

Kalib nahm zwei heraus, gab eine an Bren weiter und erklärte: »Damit die Traumlenker uns spüren. Es sind die Samen des Baumes. Solange sie in uns sind, gibt er unsere Gefühle weiter.



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