Joseph Walsers Maschine: Roman (German Edition) by Tavares Gonçalo M
Autor:Tavares, Gonçalo M. [Tavares, Gonçalo M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-28T22:00:00+00:00
KAPITEL XV
1
Margha Walser konnte nicht unbedingt als hübsche Frau bezeichnet werden, doch sie war auch nicht ganz uninteressant.
Ihr schwarzes Haar war für das Alter, in das sie kam, vielleicht etwas zu lang und die Hüften zu ausladend für den Durchschnittsgeschmack des männlichen Blicks, doch ihre offensichtlich straffen Brüste glichen diesen kleinen Makel, wenn man so will, wieder aus. Sie hatte helle Augen und war, obgleich keine groÃe Frau, doch fast so groà wie Walser, was sie im Ãbrigen immer gestört hatte, auch wenn sie das nie zugab. Ein groÃer Mann war für Margha das Symbol für einen Mann, der sie in jeder Situation verteidigen konnte.
In diesen schwierigen Zeiten, in denen zudem das Gehalt ihres Mannes gekürzt worden war, versuchte Margha Walser eine gewisse Stabilität zu wahren. Hygiene und Ernährung waren die beiden Grundpfeiler eines jeden Haushaltes, und Margha Walser duldete in dieser Hinsicht keine Nachlässigkeit. Niemals hatte es ihr und ihrem Mann an einem kräftigen Mittagessen gefehlt; ihr Haus verfügte zwar über keinen besonderen Luxus, doch es fehlte auch nichts Wesentliches. Vor allem gab es dort eine kleine Kammer, in der zwei Monate Lebensvorrat lagerte, und die war ihr ganzer Stolz, denn sie gab ihr die Sicherheit, dass sie beide, ihr Mann und sie, am Leben bleiben würden (zumindest zwei weitere Monate), schlieÃlich hatten sie dafür Lebensmittel. Diese Logik könnte man sogar unter folgender Formel zusammenfassen: Wieso sollten wir sterben, wenn wir doch zu essen haben? Als gäbe es auÃer der fehlenden Nahrung keine anderen Gründe für den menschlichen Tod.
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