Im Saal von Alastalo by Volter Kilpi und Stefan Moster

Im Saal von Alastalo by Volter Kilpi und Stefan Moster

Autor:Volter Kilpi und Stefan Moster [Moster, Volter Kilpi und Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: mareverlag
veröffentlicht: 2022-07-15T00:00:00+00:00


ZWÖLFTES KAPITEL

Kleines Zwischenstück, in dem man sich seine eigenen Gedanken macht und auf Weiteres vorbereitet, während man wartet und es im Blut ein wenig rauscht.

Es gab da schon einiges an Gezupfe und kleinem Geraschel im Gedrängel, verstohlenes Vorschleichen und auch Formen kühnerer List des Ergatterns, einvernehmlichen Ellbogeneinsatz und sonstige geschäftige Geschicklichkeit, bis jeder im Saal bei den Broten am Jordan und beim Werken am Grogtisch an die Reihe kam, und zwar lieber vor seinem Nachbarn als nach ihm. Es heißt, die menschliche Kreatur sei kein hingebungsvolles Geschöpf, aber wer so etwas sagt, hat nie neben einem frischen Menschenkind gestanden und ihm unter einer Saftbirke im Frühjahrswald mit eigenen Augen genau in dem Moment ins unschuldige Gesicht gesehen, in dem sich durch das Schwitzen des berindeten Stamms an der hölzernen Spitze des Zapfstäbchens ein zitternder Tropfen gebildet hat und die bebende Perle gerade sich lösen will, um vom Wartenden aufgeleckt zu werden, und der Nektar des ersehnten Tropfens kurz davor ist, auf das zusammengelaufene Wasser der Zunge zu fallen, als himmlische Erfrischung, die das gierige Auge schon mit Lust geschluckt hat, während das nadelspitzenkleine Tröpfchen mit sachter Langsamkeit zur Erbse schwoll; auch hat ein solcher Schwätzer nie ins ernste Weiß eines andächtigen Männerauges geschaut, wenn eine Schar ernsthaft am Werk ist, mit gereckten Bärten wie wimmelndes Hummgelgebrumm an der Strohöffnung des Nesteingangs, in andächtiger Arbeit über den Tisch gebeugt, auf dem die Gläser in der gleichen dutzendfachen Zahl warten, wie ringsum noch ungetaufte Männerbärte aufgereiht in der Durstreihe und Witwenschlange standen, und als künftiger Inhalt der klingenden Gläser in den Karaffen eine so starke und pestscharfe Ware harrte, dass selbst der Engel, der die Pforte zum Paradies bewacht, mit neidischem Auge hinsieht und sich mit Schleim im Schlund beschwert, weil er nicht in der Nähe steht, in der Erwartung, ebenfalls etwas abzubekommen, und weil bei der Aufteilung des Erbes durch die Schöpfung nur den Adams und den Menschen männlichen Geschlechts die Kenntnis und das Kennertalent in die Mundhaut gegeben war, zu schmecken, was auf der Welt am besten auf der Zunge brennt! Schließlich bekam jeder der Reihe nach treuem Harren endlich als Lohn für die Geduld sein Glas, so wie Jakob einst am Ende seine Rahel, und für längere Zeit lösten sich zufriedene Männer, einer nach dem anderen, aus dem Pulk des Gedränges am Tisch in Richtung freiere Gefilde und in den offenen Raum, die gesicherte Beute in der ausgestreckten Pranke und den gezapften Brandgeist stolz erhoben! Als ermunterter Mann und mit gerüsteter Seele stiefelte auch manch einer von demütigerem Blut und mit hausgefertigter Jacke durch den Raum, da er Herrschaftliches im Glas zu tragen hatte und Trost für die Backe in Aussicht stand, sobald er wieder auf seinem Platz und auf seinem Stuhl in Sicherheit war! Und bald hingen an allen Enden des Saals in stummer Andacht und auf den Zoll genau bemessener Höhe zufriedene Nasenspitzen in dem feierlichen Reihenring, der sich bildete, nachdem Mann für Mann allmählich vom Treiben am Tisch auf seinen wartenden Platz und stabilen Stuhl zurückgekehrt



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