Im Kampf um die Nordmark by Johannes Dose

Im Kampf um die Nordmark by Johannes Dose

Autor:Johannes Dose
Format: epub
Tags: Novelle
Herausgeber: Stiftungsverlag in Potsdam


Elfter Abschnitt.

Eine fröhliche Flucht, eine schöne Degradation und eine scheußliche Lynchjustiz.

Die Kieler Freischar war in der begeisterten Stadt Schleswig allzu reichlich verpflegt worden und zog von den vollen Fleischtöpfen des Lollfußes fort und dem verhaßten Feinde singend entgegen. Der Magen war voll, der Mut groß, der Uebermut am größten, aber – aber der Gehorsam und die Disziplin mangelhaft, und die militärische Ausbildung fehlte gänzlich. Das war Heimreichs Verdruß, ja Gram, dieser gewählte Leutnant verlangte Subordination und ermahnte, nicht mit dem Munde, sondern mit der Faust Taten zu tun. Da kam von hinten die freche Rede und klang an sein Ohr: Es sei viel leichter, einen Leutnant als einen Kettenhund zu bekommen, sintemal jeder kommandieren und keiner kuschen wolle. Als einige Studenten in den Dörfern, die die Retter des Vaterlandes allzu freigebig bewirteten, zu viel Bier tranken und zu lange zurückblieben, trumpfte der Leutnant mächtig auf, so daß ein Frechdachs fragte: Ob der Kommilitone ein Korporal aus »Preißen« sei? Fangel befahl dem Frechling, zur Strafe einen Brotsack von zehn Pfund zu schleppen.

Der ungewohnte Marsch von fünf Meilen ging in die Füße und Knochen, so daß die Kecksten schachmatt Flensburg erreichten und auf das Pflaster sich hinwarfen. Das Studentenkorps hielt nach kurzer Erholung seinen Einzug, viele kehrten den durch das Loch der Pferdedecke gesteckten Kopf nach allen Fenstern hin und her, und alle fanden im Lokale des Bürgervereins ein gutes Essen und ein mäßiges Lager.

Am Morgen war ein dänisches Kriegsschiff im Hafen. Die Studenten liefen tapfer ans Bollwerk. Obgleich der Hauptmann sagte: »Kinder, es ist kindisch, einen Elefanten mit der Schrotflinte anzugreifen,« haben doch die Tapfersten aus sicherer Deckung das Schiff mit ihren Musketen beschossen. Die Dänen gingen ein paar hundert Schritte weiter vom Lande, stellten sich auf die Reling und boten mit Hohn einen gewissen Körperteil als Zielscheibe dar.

Die kleine schleswig-holsteinische Armee war sechstausend Mann stark, war in wenig Tagen zusammengewürfelt und wurde – man mußte eben alles, auch sehr alte, inaktive Offiziere nehmen – von dem siebzigjährigen General von Krohn befehligt. Major Michelsen führte außer dem Jägerkorps die Studenten und Turner, wohl die Truppe, die den höchsten Kampfmut, aber die geringste, d. h. gar keine Ausbildung besaß.

Dieser Heeresteil bildete die Vorhut, Michelsen rückte bis Apenrade vor, war aber so vorsichtig, nicht die von den Bürgern angebotenen Quartiere anzunehmen. Ein dänisches Heer von achttausend Mann zog von Jütland her, sechstausend Feinde kamen von Alsen aufs Festland, um sich mit den Jüten zu vereinen. Schleunigst marschierte Michelsen zurück, um nicht umzingelt zu werden, und ist glücklich der Mausefalle entronnen, aber nur um in eine ärgere hineinzugeraten.

Sechzehn Patronen und zwölf Zündhütchen – ein unbegreifliches Verhältnis, wie vieles in diesem Cimbernheer – wurden verteilt. Bald alarmierte ein Schuß das ganze Korps. Hurra, nun ging es an den Feind. Ach, welche Enttäuschung! Ein rabiater Ueberheld hatte auf die eigene Dragoner-Patrouille, die freilich noch die gleiche Uniform, wie der Feind, und zum Unterschiede nur eine Armbinde trug, geknallt.

Heimreichs erster Rückzug endete in einer zerfallenen, zugigen Scheune bei Sögaard, wo man frostklappernd auf dem Boden kampierte. Der gelehrte Dr.



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