Alter John by Härtling Peter

Alter John by Härtling Peter

Autor:Härtling, Peter [Härtling, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Alter Johns Geschenk

Wer die Idee hatte, den Jahrestag von Alter Johns Ankunft zu feiern, war nicht mehr auszumachen. Es war auch egal. Die Idee war gut, der Zeitpunkt auch. Mitte Mai konnte man raus in den Garten. Es blühte an allen Ecken und Enden. Bei den abschließenden Beratungen wurde, auf Vorschlag Alter Johns, festgelegt, dass nichts geschenkt werden dürfe. Sei das Geschenk jedoch für alle bestimmt, könne eine Ausnahme gemacht werden.

Alle fingen an zu planen und zu werkeln.

Jakob und Vater hatten sich am meisten vorgenommen. Sie wollten in der hinteren Ecke des Gartens, dort wo die Bauernwiese begann, einen Pavillon mit Dach bauen. Da müsste man, wenn’s regnete, nicht gleich ins Haus, könnte weiterspielen oder Kaffee trinken. Vater hatte auch einen, wie er behauptete, einfachen Bauplan. Leider verstand ihn in seiner Einfachheit keiner.

Halten die uns für idiotisch?, ärgerte sich Alter John.

Wir sind es, sagte Vater. Wir verstehen den Plan ja nicht.

No, weil er nicht stimmt. Lasst mich nur machen!

Alter John verschwand in seinem Zimmer und tauchte nach einer Stunde mit einem Entwurf auf, der allen einleuchtete.

So geht es, entschied er.

So fingen sie auch an. Und nicht nur, wie zu Beginn, Vater und Jakob, sondern alle anderen dazu.

Alter John eignete sich besonders für Nägel ganz oben. Allerdings wurde ihm vom gestreckten Stehen ab und zu schwindlig und er schlug die Nägel krumm.

Das Holzhaus nahm Gestalt an. Sie waren sicher, dass es am Festtag fertig sei.

Alter John zog sich unauffällig von der gemeinsamen Arbeit zurück. Er verkrümelte sich. Laura fiel das zuerst auf. Sogar am frühen Nachmittag war er schon unauffindbar.

Er wird in die Stadt, nach Stuttgart gefahren sein.

Oder er ist zum Stammtisch gegangen.

Sie kümmerten sich nicht weiter darum, denn Alter John konnte es nicht leiden, wenn man ihm nachspürte oder ihn ausfragte.

Sabine, die nach einer Pause wiederkam, natürlich gegen den Willen ihres Vaters, war anscheinend in Alter Johns Umtriebe eingeweiht. Auch ihr Freund Tobias. Sobald Laura oder Jakob in Alter Johns Zimmer kamen und die drei zusammenhockten, fuhren sie auseinander und Alter John war beinahe verlegen.

No ja, murmelte er, wir müssen uns eben ein bissel beratschlagen über dieses, über jenes. Er tat schon sehr geheimnisvoll.

Leider fiel das Alter-John-Einzugsfest nicht auf ein Wochenende, sondern auf einen schlichten Wochentag, einen Donnerstag. Darum war der Beginn des Festes auf fünf Uhr nachmittags festgelegt worden.

Alles lief ab wie sonst, ganz alltäglich. Mit winzigen Unterschieden. Als Laura und Jakob morgens zur Busstation hetzten, wurden sie von Alter John gewissermaßen verfolgt. Sie merkten es erst nach einiger Zeit, dass er hinter ihnen her war. Staunend hielten sie an.

Alter John, wo willst du hin?

Er tat so, als wollte er am liebsten unsichtbar sein. Winkte. Verzog das Gesicht. No, es ist nichts. Ich will nirgendwo hin. Eigentlich bin ich gar nicht da. Ihr müsst rennen, sonst kriegt ihr den Bus nicht mehr. Und dann lächelte er doch und fragte: Freut ihr euch auch?

Er rannte weiter hinter ihnen her, und als sie in den Bus einstiegen, merkten sie eben noch, wie Tobias Alter John einen großen Pappkarton übergab.

Alter John war schlau.



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