Ich bin nicht für halbe Portionen by Theodor Fontane

Autor:Theodor Fontane
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2018-04-14T16:00:00+00:00

Ein narkotischer Samum von Tabak und Mokka

Noch einmal die zwei Plätze, der Kathedralen- und der Königsplatz! Wie sie in allem einen Gegensatz ausdrücken, so auch in ihren Cafés; Etablissements, um die sich bekanntlich in Frankreich das öffentliche Leben noch mehr dreht als um Hôtel de Ville und Palais de Justice, selbst als um Kirche und Kaserne.

Das »Café de la Cathédrale« ist der Sammelplatz des bürgerlichen Metz. Hier blüht der Cognackellner, der, wie ein Bankhalter die Höhe von zwanzig Karten, so die Cognac-Höhe von wenigstens zwanzig Flaschen beständig im Gedächtnis trägt, hier wird die Zigarre gewickelt, die kleine Pfeife gestopft, hier klappert von früh bis spät der Dominokasten, hier schlägt der Carambole-Ball unerbittlich an die Bande, hier sind die Blouse und der Henri-quatre zu Haus, hier schnattert’s und gattert’s, hier blitzen die dunklen Augen, und ein narkotischer Samum von Tabak und Mocca weht heiß über die Tische hin. Hier wandern der »Figaro« und der »Gaulois« von Hand zu Hand, und lange wird es dauern, eh die »Kölnische Zeitung« an dieser Stelle ihren Siegeseinzug hält.

Anders das Café am Esplanadenplatz: das »Café Heaume«. Auch in zurückliegenden Jahrzehnten, lange bevor die »große Wandlung« kam, war der Gegensatz da, und wie das Kathedralen-Caféhaus das zivile Metz beherbergte, so das Esplanaden-Caféhaus das militärische. Hier klapperte immer der Säbel mit dem Queue um die Wette, und der Champagnerkühler verdrängte zeitweilig die geschliffene Flasche des Absinth. Die letzten Oktobertage 70 gesellten zu dem alten Gegensatz von Zivil und Militär noch einen neuen: das Kathedralen-Caféhaus blieb französisch, das »Café Heaume« wurde deutsch.

Aus den Tagen der Okkupation

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