Hilfe, die Herdmanns kommen by Barbara Robinson

Hilfe, die Herdmanns kommen by Barbara Robinson

Autor:Barbara Robinson [Robinson, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-22T05:00:00+00:00


Ich war ziemlich sicher, daß Alice es erzählen würde. Sie wollte die Maria spielen und war wütend auf Mutter.

Ich wußte auch, daß sie übertreiben und daß Frau Wendlaken noch wütender werden würde, als sie schon war. Frau Wendlaken war es schon peinlich, daß Katzen Junge hatten und daß Vögel Eier legten, und niemals ließ sie Alice mit jemandem spielen, der zwei Kaninchen hatte.

Aber ich konnte nicht viel dagegen tun, außer Alice kneifen. Und das tat ich. Sie kreischte auf, und Mutter trennte uns. Ich mußte mich neben Eugenia Herdmann setzen, und Alice bekam einen Platz zwischen den kleinen Engeln.

Ich war nicht gerade erpicht darauf, neben Eugenia zu sitzen. Schließlich verbrachte ich mein ganzes Leben damit, ihr aus dem Weg zu gehn. Aber sie nahm keine Notiz von mir. Fast keine jedenfalls. „Ruhig!“ sagte sie nur. „Ich will zuhören.“ Ich konnte es kaum fassen. Unter anderem waren die Herdmanns dafür berüchtigt, niemals stillzusitzen und niemals irgend jemandem zuzuhören, weder Lehrern noch Eltern (den eigenen oder anderen), noch dem Schulrat oder der Polizei – und jetzt saßen sie da, hingen an den Lippen meiner Mutter und sogen jedes Wort in sich ein.

„Was ist das?“ fragten sie immer, wenn sie einen Ausdruck nicht verstanden. Als Mutter vorlas, daß kein Platz in der Herberge war, fiel Eugenia die Kinnlade herunter, und sie sprang auf. „Verdammt!“ sagte sie. „Nicht mal für Jesus?“

Ich sah, wie Alice den Mund spitzte, und wußte, daß das noch etwas war, was Frau Wendlaken zu hören bekommen würde: Fluchen in der Kirche.

„Na ja, also …“ erklärte Mutter. „Niemand wußte, daß das Baby Jesus sein würde.“

„Sie haben gesagt, Maria wußte es“, sagte Ralf. „Warum hat sie es denen nicht gesagt?“

„Ich hätt’s ihnen gesagt“, rief Eugenia dazwischen. „Mann, denen hätt’ ich’s vielleicht gesagt! Was war denn mit Josef los, warum hat der’s nicht gesagt? Daß sie schwanger war und das alles.“

„Wie hieß das, wo sie das Baby reingelegt haben?“ fragte Leopold. „Diese Krippe … ist das so ‘ne Art Bett? Warum hatten die denn ein Bett im Stall?“

„Das ist es ja gerade“, sagte Mutter. „Sie hatten eben kein Bett im Stall. Also mußten Maria und Josef das nehmen, was sie dort vorfanden. Was würdest du denn tun, wenn du ein kleines Baby hättest und kein Bett, um es hineinzulegen?“

„Wir haben Hedwig in eine Schreibtischschublade gelegt“, erklärte Eugenia.

„Siehst du“, sagte Mutter und zuckte ein bißchen zusammen. „Ihr habt kein Bett für Hedwig gehabt und habt deswegen auch etwas anderes nehmen müssen.“

„Och, wir hatten schon eins“, sagte Ralf. „Aber Olli war noch drin und wollte nicht raus. Er mochte Hedwig nicht.“ Er puffte Olli in die Seite. „Erinnerst du dich, daß du Hedwig nicht leiden konntest?“

Das ist ein netter Zug an Olli, daß er Hedwig von vornherein nicht mochte, dachte ich.

„Wie dem auch sei“, sagte Mutter, „Maria und Josef nahmen die Krippe. Eine Krippe ist ein hölzerner Futtertrog für Tiere.“

„Was waren denn die Bindeln?“ wollte Klaus wissen.

„Die was?“ fragte Mutter.

„Sie haben es doch vorgelesen: Sie wickelte ihn in Bindeln.“

„Windeln“, seufzte Mutter. „Früher hat man die Babys fest in große Tücher eingewickelt, so daß sie nicht herumstrampeln konnten.



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