Heute ist für immer - Roman by Müntefering Mirjam

Heute ist für immer - Roman by Müntefering Mirjam

Autor:Müntefering, Mirjam [Müntefering, Mirjam]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-05T22:00:00+00:00


Samstag, 1. September

MARLEEN

Noch drei Tage bis zur Ankunft des amerikanischen Chirurgen.

Herr Steinbeck hat Wort gehalten, es ist ihm tatsächlich gelungen, den Spezialisten nach Hamburg zu holen. Und sosehr Marleen sich über diese so unerwartet aufgetauchte Chance freut, so sehr belastet sie dies alles auch.

Es war eine harte Woche. Erst der Umzug letzten Sonntag, der dank der vielen Helfer, die Caroline organisiert hatte, recht schnell über die Bühne ging, aber trotzdem sehr aufreibend gewesen war.

Und in den folgenden Tagen war sie oft allein gewesen. Mit ihren Ängsten und ihren Hoffnungen allein in der Wohnung, die sie so gut kennt, und in der sie sich dennoch nicht zu Hause fühlt. Denn das, was die Wohnung zu dem wunderbarsten Ort auf Erden gemacht hat, fehlt. Flo.

Langsam beginnt das Bild von seinem geliebten Gesicht auf den weißen Kissen des Krankenhausbettes viele der schönen Erinnerungen zu überlagern. Und jedes Mal, wenn sie sich auf den Weg zu ihm macht, befürchtet sie, dass sein Zustand sich plötzlich verschlechtert hat.

Marleen öffnet die Tür zur Intensivstation und steuert auf den Schrank mit den Kitteln zu. Ohne hinzuschauen, nimmt sie einen der Kittel heraus, packt ihn geschickt aus und streift ihn sich mit routinierten Bewegungen über.

Nur mit der Schnur, die sie über der Taille bindet, ist sie jetzt vorsichtig. Sie atmet kurz durch und legt prüfend die Hand auf ihren Bauch unter dem sterilen Stoff des Kittels.

Am Tag nach dem Umzug war sie allein in der Wohnung. Caroline hatte Vorstellung gehabt. Abends kuschelte Marleen sich mit einem Buch in Flos Lieblingssessel. Froh darüber, hier so geborgen sitzen zu können und mit einer spannenden Geschichte für kurze Zeit das Krankenhaus und all die Sorgen vergessen zu können.

Aber dann verhärtete sich plötzlich ihr Bauch, als würde sich ein Ring um ihre Körpermitte legen. Nach dem ersten Schrecken hatte sie sich mit dem Gedanken beruhigt, dass erste Vorwehen gegen Ende der Schwangerschaft ganz normal waren. Es waren ja nur noch sechs Wochen bis zum errechneten Termin. Das Kind suchte sich offensichtlich die richtige Ausgangsposition, um sich auf seinen Auftritt in der Welt vorzubereiten. Doch in der Nacht schlief sie dennoch schlecht.

Am nächsten Morgen war sie gleich zu ihrer Frauenärztin gegangen. Die machte ein CTG, aber der Wehenschreiber registrierte nur hin und wieder eine sanfte Wehe. Marleens allgemeine Verfassung beunruhigte die Ärztin viel mehr, sie forderte Marleen dringend auf, regelmäßig zu essen und sich zu schonen.

Wie aber soll sie denn zur Ruhe kommen, bei all den Sorgen um Flo? Die Ärztin sagte ihr, dass es dem Kind gut gehe und es sogar unproblematisch sei, wenn es jetzt schon auf die Welt käme. Doch allein die Vorstellung, in dieser Situation mit einem zu früh geborenen Säugling dazustehen, hatte Marleen in neue Panik gestürzt, die sie seitdem nicht mehr losließ.

»Wenn man Ihnen dabei so zusieht!«, sagt eine vertraute Stimme hinter ihr. »Als wären Sie eine Schwester.«

Es ist Schwester Natalia, die Marleen beobachtet, als sie sich gerade die Hände desinfiziert.

»Was machen Sie denn hier?«, lächelt Marleen erfreut. »Ich dachte, Sie hätten noch Urlaub.«

Schwester Natalia ist in den vergangenen zwei Wochen immer wichtiger für sie geworden.



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