Götterbann by Astrid Freese

Götterbann by Astrid Freese

Autor:Astrid Freese [Freese, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Waldhardt Verlag
veröffentlicht: 2015-10-14T00:00:00+00:00


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Fünf Stunden nach ihrem Abflug aus Tokio, trat Diana aus der Dusche ihres Hotelzimmers, trocknete sich ab und schlüpfte in ihre Trainingskleidung. Danach steckte sie ihr Haar hoch und schnallte ihren Waffengurt um. Während sie ihre Uniform im Rucksack verpackte, klopfte es an der Tür. Wie sie nicht anders vermutet hatte, stand Tarak im Flur. Mit einem wütenden Funkeln in den Augen musterte er ihren Aufzug.

„Teufel noch mal, hast du ernsthaft geglaubt, ich kaufe dir deine Lüge ab?“

„Nein“, erwiderte Diana leise. Sie hatte Tarak nach der Ankunft im Hotel mit den Worten abgespeist, dass sie müde wäre und ins Bett gehen wollte. Offensichtlich hatte er ihr die Ausrede nicht abgekauft.

„Du bist doch viel zu nervös, um auch nur eine Sekunde an ein Bett zu denken“, fügte er an. Jäh überzogen seine Wangen ein paar rote Flecken, die Diana geflissentlich ignorierte. Woran er bei der Erwähnung des Bettes dachte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ich kann nicht bis morgen warten“, entgegnete Diana. Sie schnürte den Rucksack zu und klemmte sich das längliche Päckchen unter den Arm. „Dann besuchen jede Menge Touristen die Tempelruinen. Es ist besser, die Nachtstunden zu nutzen, da bin ich ungestörter.“

„Du vergisst das Wachpersonal, das Kaffee trinkend vor den Monitoren sitzt und jeden Winkel der Ruinenstadt überwacht.“

„Die habe ich nicht vergessen“, erwiderte Diana. Sie setzte den Rucksack auf und ging an Tarak vorbei in den Flur. „Schlaf dich aus, ich bin morgen …“

„Ich habe am Tag genug geschlafen“, warf er ein und schloss die Tür ihres Zimmers.

Lautlos fluchend eilte Diana zum Fahrstuhl. Wie sollte sie Tarak abschütteln, wenn er an ihr klebte, als wäre er angeschweißt worden? Obwohl ihr Bauch ihr immer noch riet, den ersten Offizier mitzunehmen, wollte sich ihr Verstand diesem Gespür nicht unterordnen.

Wenige Minuten später betrat Diana den Weg, der an der rekonstruierten Stadtmauer entlang zum Eingang der Museumsstadt führte. Die Mauer war noch errichtet worden, bevor der terranische Archäologieverband beschloss, auf einen Nachbau der Gebäude zu verzichten. Um dennoch den Besuchern Uruk näher zu bringen, wurden die Bauwerke der antiken Megacity anhand von Hologrammen dargestellt. Dadurch blieben die ausgegrabenen Fundamente erhalten und die Museumsbesucher konnten sich trotzdem einen Überblick über das einstige Stadtbild verschaffen. Uruk existierte viertausend Jahre lang. In dieser Zeit entwickelte sich nicht nur die Kunst, sondern auch die Bautechnik. Die Hologramme zeigten den Gästen jede einzelne Bauphase des Stadtstaates und verdeutlichten auf diese Weise den voranschreitenden Wissensstand der Sumerer.

Als das aus Zedernholz bestehende Eingangstor vor Diana auftauchte, nahm sie den Rucksack ab und holte ein kleines Gerät heraus. Der Scanner tastete die Umgebung nach Kamerasignalen ab, und als er den entsprechenden Bereich lokalisiert hatte, störte er die Übertragungen.

„Du solltest hier bleiben“, sagte Diana und sah zu Tarak. „Es genügt, dass ich meine Karriere bei dieser Aktion gefährde.“ Wenn sie so dumm war und sich erwischen ließ, konnte sie sich glücklich schätzen, nur zwei oder drei Dienstgarde aberkannt zu bekommen.

Kurzfristig sah er aus, als würde er ein Stoßgebet gen Himmel schicken. Wahrscheinlich wegen ihrer Sturheit. An dieser änderte sich nichts, als er seufzte, sich abwandte und über die Mauer kletterte.



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