Die Kronjuwelen des Signor Navacchi by Vitali Andrea

Die Kronjuwelen des Signor Navacchi by Vitali Andrea

Autor:Vitali, Andrea [Vitali, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-27T18:18:46+00:00


ZWEITER TEIL

1

Carmine, Nicola, Salvatore, Rocco. Der Maresciallo Maccadò dachte nach.

Ernesto oder Ernestina, falls es ein Mädchen würde. Es war unterwegs. Diesen Namen sollte aber erst der oder die Letzte bekommen.

Zunächst musste er den Namen für den Fünften finden, oder die Fünfte, Anfang November sollte das Kind zur Welt kommen.

Carmine, Nicola, Salvatore, Rocco.

»Vielleicht«, murmelte der Maresciallo bei sich, vor dem Fenster stehend, die Hände im Rücken, den Blick mal auf die Berge, mal auf den See gerichtet.

Wunderschöne Umgebung, da konnte man nichts sagen. Der Berg in seinem Herbstgewand. Er grinste bei dieser Formulierung, eine Erinnerung an die Schule. Er konnte das Schauspiel, das er vor Augen hatte, nicht anders benennen. Es war wie die Eleganz mancher alter Menschen, die Zeit, bevor es Winter wurde.

Und der See.

»Sanft«, sagte er lächelnd.

So lange, bis einer dieser bösartigen Winde kam, die einen Tag und eine Nacht oder manchmal auch über eine Woche anhielten. Wie an dem Tag, an dem er hier gelandet war und seinen Posten angetreten hatte, am 17. Februar 1927.

»Du wirst schon sehen«, hatte man ihm gesagt, »du wirst dort Erfahrungen sammeln, ein ruhiger Posten, gemäßigtes Klima!«

Er war früh an einem höllischen Nachmittag mit dem Zug angekommen: Es herrschte eisiger Wind mit einem Geräusch, als spielten tausend Geigen. Auf den Bergen lag Schnee, die Uferstraße war vereist. Seine Frau, die wie eine Tomate in der Sonne und in milder Luft aufgewachsen war, brachte vor diesem wilden Panorama kein Wort heraus. Erst am folgenden Morgen machte sie den Mund auf und sagte: »Hier komme ich um!«, nachdem sie eine Nacht den Lärm zuschlagender Läden und den von Wellen gehört hatte, die sich an der Mole zu brechen schienen.

Er beruhigte sie: »Es wird schon gehen, du wirst sehen.«

Als er in die Kaserne ging, hatte er einen Kloß im Hals. Und gegen Mittag, als er gerade nach oben gehen und nach sehen wollte, wie seine Frau den Vormittag verbracht hatte, bekam er einen schönen Telefonanruf aus dem Rathaus. Da sei eine Leiche im Ratssaal, ein Mann, der behauptet hatte, er sei Vizeinspektor, und mit dem Gesicht auf das Register mit den Beschlüssen der Regionalregierung aufgeschlagen war.

So also sah der ruhige Posten aus, das sollte das gemäßigte Klima sein!

Trotzdem hatten sie sich eingewöhnt. Seither waren zehn Jahre vergangen, sie hatten vier Jungen in die Welt gesetzt, die alle vier in ihrem Nest aufwuchsen, in dieser Landschaft mit dem See und den Bergen, die in diesem Augenblick einfach vollkommen aussahen.

Und dann, dachte Maccadò, nach Rocco, Carmine, Salvatore und Nicola, mit denen sie ihre Pflicht gegenüber Vätern und Müttern erfüllt hatten, lohne es sich, für den Fünften oder die Fünfte einen anderen Namen zu suchen, einen aus der Gegend, wie Antonio, Giuseppe, Paolo …

Diskret klopfte der Carabiniere Bottasana an die Tür und unterbrach seine Gedanken. »Ich will nicht stören …«

»Wie heißt du?«, fragte der Maresciallo.

»Ich?«, fragte der Carabiniere, »Carlo, aber …«

Auch Carlo wäre nicht schlecht, dachte Maccadò. »Was gibt’s?«, fragte er gleich danach.

Bottasana wollte mit ihm die Namensliste durchgehen. Der Maresciallo war einverstanden.

»Komm«, sagte er.

In zwei Tagen fanden die



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.