Die Jury by John Grisham

Die Jury by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453720831
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1993-01-02T00:00:00+00:00


25

Die KKK-Ortsgruppe in Ford County wurde um Mitternacht gegründet, am Donnerstag, dem 11. Juli. Die Zeremonie fand auf einer Wiese im Wald statt, neben einer ungepflasterten Straße im nördlichen Teil der County. Die sechs Anwärter auf Mitgliedschaft standen nervös vor einem großen brennenden Kreuz und wiederholten die seltsamen Worte eines Wizards. Ein Dragon und zwei Dutzend in weiße Kutten gekleidete Kluxer sahen zu und sangen gelegentlich. An der Straße hockte ein bewaffneter Wächter, blickte manchmal zur Wiese und hielt die meiste Zeit über nach ungebetenen Gästen Ausschau – es gab keine.

Genau um Mitternacht knieten die sechs Männer nieder und schlossen die Augen, als man ihnen weiße Kapuzen über den Kopf stülpte. Sie gehörten jetzt zum Klan: Freddie Cobb, Bruder des verstorbenen Billy Ray, Jerry Maples, Clifton Cobb, Ed Wilburn, Morris Lancaster und Terrell Grist. Der Dragon stand vor ihnen und intonierte den heiligen Schwur der Mitgliedschaft im Ku-Klux-Klan.

Die vom lodernden Kreuz ausgehende Hitze versengte den sechs Männern das Gesicht, während sie knieten und das Gefühl hatten, unter den schweren Kapuzen langsam zu ersticken. Schweiß strömte ihnen über die geröteten Wangen, als sie den Eid ablegten und hofften, daß sich der Dragon mit dem Unsinn beeilen würde. Als der Sprechchor verklang, standen die neuen Mitglieder hastig auf und wichen vom Kreuz zurück. Ihre Gefährten umarmten sie, packten sie an den Schultern und klopften ihnen Beschwörungsformeln aufs schweißfeuchte Schlüsselbein. Freddie Cobb und seine Begleiter nahmen die Kapuzen ab und folgten den übrigen Klanmitgliedern in eine Hütte auf der anderen Straßenseite. Der Wächter saß vorn auf der Treppe, als sich drinnen Gläser mit Whisky füllten, als man Pläne für den Prozeß gegen Carl Lee Hailey schmiedete.

Deputy Pirtle hatte Nachtschicht – von zehn bis sechs. Am Highway im Norden der Stadt parkte er vor Gurdys Rund-umdie-Uhr-Imbiß, um einen Kaffee zu trinken. Kurze Zeit später hörte er über Funk, daß man ihn im Gefängnis brauchte. Es war Freitag, drei Minuten nach Mitternacht.

Pirtle ließ seine Pastete stehen und fuhr anderthalb Kilometer weit nach Süden. »Was ist los?« fragte er den Beamten in der Zentrale.

»Vor einigen Minuten meldete sich ein anonymer Anrufer und wollte den Sheriff sprechen. Als ich antwortete, daß Ozzie heute nacht nicht im Dienst sei, forderte mich der Typ auf, ihn mit einem Deputy zu verbinden. Angeblich geht es um eine sehr wichtige Sache. Der Bursche will in fünfzehn Minuten noch einmal anrufen.«

Pirtle besorgte sich Kaffee und wartete in Ozzies Büro. Schließlich klingelte das Telefon. »Für Sie!« ertönte es aus der Zentrale.

Pirtle nahm den Hörer ab. »Hallo.«

»Wer spricht dort?« fragte jemand.

»Deputy Joe Pirtle. Und wie heißen Sie?«

»Wo ist der Sheriff?«

»Zu Hause. Und er schläft vermutlich.«

»Na schön. Hören Sie jetzt gut zu, denn ich habe eine wichtige Mitteilung für Sie und rufe nicht noch einmal an. Kennen Sie den Hailey-Nigger?«

»Ja.«

»Kennen Sie seinen Anwalt, Brigance?«

»Ja.«

»Dann sperren Sie die Ohren auf. Irgendwann zwischen eins und drei heute nacht will man sein Haus in die Luft jagen.«

»Wer?«

»Brigance.«

»Nein, ich meine, wer hat vor, sein Haus in die Luft zu jagen?«

»Stellen Sie keine dummen Fragen, Deputy. Hören Sie nur zu. Dies ist kein Scherz.



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