Die Indianer by Peter Farb

Die Indianer by Peter Farb

Autor:Peter Farb
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-02-14T13:09:41+00:00


Große Sonne wird von Trägern zum Erntefest gebracht. Skizze des französischen Forschungsreisenden Du Pratz aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Als zentrale Verteilungsstelle verfügte Große Sonne über eine Macht, um die ihn sogar die Häuptlinge der Nordwestküste be neidet hätten. Er verteilte nicht nur Nahrungsmittel und Rohmaterial, sondern auch Arbeitskräfte. Le Petit berichtet, daß „die Franzosen, die für ihre langen Reisen oft Jäger und Ruderer benötigen, sich niemals an jemanden andern als an den Häuptling wenden. Er stellt alle Männer bereit, die sie brauchen, und behält die Bezahlung für sich, ohne jenen unglücklichen Kreaturen etwas zu geben, die nicht einmal das Recht haben, sich zu beklagen“. Die Bewunderung des Franzosen für die Autorität des Häuptlings war zweifellos ein wenig vom eigenen autoritären politischen System gefärbt; (aber entgegen allem Anschein war Große Sonne kein absoluter Despot. Er konnte zwar hinrichten lassen, wen er wollte, doch in Fragen, die das Häuptlingtum betrafen, mußte er auf den Rat der Alten hören.)

Große Sonne war Symbol und Mittelpunkt des Häuptlingtums. Wurde ein Knabe geboren, der dazu bestimmt war, den Titel von Großer Sonne zu erben, brachten Edle wie Gemeine ihre Kinder herbei, aus deren Reihen die künftigen Diener für Große Sonne ausgewählt wurden. Und wenn Große Sonne starb, gab es Bestattungszeremonien von einzigartigem Gepränge. Seine Frauen, Wächter und Bedienten folgten ihm selbstverständlich in den Tod; und der Rest der Bevölkerung wetteiferte um das Privileg, gemeinsam mit dem großen Häuptling in die Nachwelt eingehen zu dürfen. Etwa vier Tage nach seinem Tod wurde der Leichnam unter großartiger Prachtentfaltung zum Tempel gebracht. Jene, die ihm freiwillig in den Tod folgten, schluckten ein Gebräu aus Tabak, das sie das Bewußtsein verlieren ließ, worauf sie von ihren Verwandten erwürgt wurden. Das Haus des Häuptlings wurde niedergebrannt und die Feuer im Dorf gelöscht. Nach einigen Monaten grub man die Knochen wieder aus, entfernte das verbliebene Fleisch und legte sie in einen Korb im Tempel. Auch bei diesem zweiten Begräbnis wurden mehrere Tempelwächter erdrosselt.

Das Häuptlingtum der Natchez war eine reine Theokratie. Weltliche und geistliche Autorität wurde von Großer Sonne verkörpert. Sein stattliches Haus stand auf einem Hügel; in nächster Nähe gab es einen zweiten Hügel und dieser wurde vom Tempel gekrönt. „Um die beiden Hügel verläuft eine Palisade, auf der man alle Schädel bewundern kann, die die Krieger aus den Schlachten mitgebracht haben“, berichtete Le Petit.

Die beiden Hügel lagen nahe beieinander, damit sich, laut Le Petit, Große Sonne mit der himmlischen Sonne „besser unterhalten kann“. Im Inneren des Tempels lagen die Gebeine der Vorfahren von Großer Sonne, und dort brannte auch, als Symbol seiner Macht, das ewige Feuer.

Nur Große Sonne und einige von ihm bestimmte Priester durften den Tempel betreten. Le Petit war es entweder gelungen, trotzdem eingelassen zu werden, oder er hatte eine gute Beschreibung des Innern erhalten, denn er schilderte: „Ihre Religion gleicht in gewisser Hinsicht jener der alten Römer. Ihr Tempel ist voll von Idolen – verschiedenen Figuren von Menschen und Tieren, für die sie eine tiefe Verehrung zeigen … Es gibt Figuren von Männern und Frauen, die aus Stein



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