Die Festung. by Buchheim Lothar-Günther

Die Festung. by Buchheim Lothar-Günther

Autor:Buchheim, Lothar-Günther [Buchheim, Lothar-Günther]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: U-Boote, Weltkrieg, 1995
ISBN: 9783442438228
Amazon: 3442438225
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1997-09-30T22:00:00+00:00


Die Mücken wirbeln jetzt in so dichten Schwärmen herum wie die Funken, die aus dem Rost stieben. Da verziehe ich mich dann doch lieber ins Haus und setze mich direkt unter eine der Landschaften.

Schon erscheint ein ganzer Pulk in der Tür, und der Teufel will's, daß meine Nachbarn von der Freßback dabei sind. Ehe ich es mich richtig versehe, werden zwei Tische zusammengerückt, und ich sitze in einer angeregten Palaverrunde, dem Kriegsgerichtsrat gegenüber.

Der Kriegsgerichtsrat fühlt sich inmitten von so viel offenbar erwartungsvollen Zuhörern richtig animiert und erzählt: »Ich hatte mal einen Franzosen, der hat sich noch bei mir für das Urteil bedankt - für die korrekte Prozeßführung. Wir haben das auch alles immer sauber und korrekt gemacht. Die Zeugen zu Wort kommen lassen und so - aber genützt hat das dem Delinquenten natürlich nichts. Auf das Delikt

>Beherbergung von gegnerischen Kräften< stand nun mal die Todesstrafe...« Der Kriegsgerichtsrat gießt sich an dieser Stelle einen ordentlichen Schluck vom frisch auf die Back gelieferten Bier hinter die Binde.

Anstatt mich jetzt ein zweites Mal zu verholen, bleibe ich wie gelähmt im Sessel sitzen.

Schon kommen neue Abscheulichkeiten aus diesem wässernden, spuckenden Maul: »Ein Militärarzt muß dabeisein. Der hebt dann ein Augenlid... Nein, kein Genickschuß. Dafür gibt es keine Vorkehrungen.

Im Sarg werden dem Delinquenten die Augen geschlossen, die Unterarme auf die Brust gelegt. Auch bei den Franzosen.«

Allgemeines Zuprosten, und dann geht es auch schon weiter: »Bei den Franzosen, da hat sich 'ne Stereotype eingebürgert: >Vive la France!< - die Resistanceleute... Aber die Franzosen, die halten still.

Habe einen um die politische Meinung gefragt und ihm dann ein paar Zigaretten gegeben...«

Auf einer anderen Bewußtseinsebene sehe ich gleichzeitig das Muster auf Simones alter Bluse aus tausendmal der Zeile »Vive la France« und auch die Metrotickets mit den Victory-Einrissen. Das wäre sicher ein Fressen für diesen sabbernden Unhold gewesen, wenn er die gesehen und jemanden bei der Herstellung erwischt hätte.

Offenbar säuft das Scheusal wie ein Loch: Kaum hat er ein neues Bier, legt er wieder los, aber auf einmal gibt er sich sachlich: »Die Erschießungen finden auf dem Mont Valerien bei Paris statt... Die deutschen Kriegsrichter sitzen in der Rue Boissy... Nein, nicht in der Avenue Foch, nein, das ist der Polizeiführer SS... Richtig: der höhere SS- und Polizeiführer Frankreich. Die deutsche Polizei ist ganz woanders: in der Rue des Saussaies nämlich...«

Jetzt will der Kommandeur der Flakbrigade auch etwas zum besten geben: »Wir haben da 'ne Menge Georgier. Von denen mußte ich drei Mann erschießen lassen - waren Bolschewiken... Auch ans Erschießen kann man sich gewöhnen... Das sind komische Leute, Hinterwäldler würde ich sagen. Die haben das erste Mal 'ne Eisenbahn gesehen...

Viele alte Säcke darunter. Einer ist uns gerade beim Schnelladen umgefallen - tot...«

Ich sehe, wie der Kriegsgerichtsrat - Sachse heißt er, wie ich jetzt weiß - unruhig wird: Er will sich von diesem Flakfritzen nicht die Schau stehlen lassen.

»Mußte 'nen extra Puff für die Brüder einrichten, die haben doch 'ne ganz andere Vaunull«, sagt der aber ungerührt, »die hätten sonst wie die Waldesel onaniert... Ja, Sie lachen!« Damit wendet



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