Die Eispiraten by Dirk Husemann

Die Eispiraten by Dirk Husemann

Autor:Dirk Husemann [Husemann, Dirk]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BASTEI LÜBBE
veröffentlicht: 2018-09-01T00:00:00+00:00


Kapitel 20

Die Wüste vor Alexandria

Schweiß lief Alrik über das Gesicht. Mühsam versuchte er, sich auf dem Kamel festzuhalten. Seine Füße lagen auf dem Hals des Tieres, und er versuchte, es mit einem Druck seiner Fersen zu steuern. Zwar kannte er diese Tiere aus Konstantinopel, wo die Karawanen aus dem Osten ihre Waren abluden. Doch nie zuvor war er auf einem Kamel geritten, und längst hatte er geschworen, es nie wieder zu tun.

Die Fremde namens Kahina hatte die Eispiraten aus der Kirche des heiligen Markus geführt. Im Schutz der Nacht waren sie ihr bis vor das westliche Stadttor gefolgt. Dort hatten die Kamele gewartet. Die Tiere waren mit den Hinterbeinen aneinandergebunden, damit sie nicht weglaufen konnten. Fünf waren für Alrik und seine Männer bestimmt, eins für Kahina. Da sie gewusst hatte, wie viele Kamele sie benötigen würde, musste sie die Visundur beobachtet haben. Wer weiß sonst noch so viel über uns?, fragte sich Alrik. Was wir reden, vielleicht sogar denken? Er wünschte sich fort aus diesem heißen Land, zurück auf den Ätna. Eisschlagen auf einem ausbrechenden Vulkan war eine weniger unheimliche Arbeit, als Reliquien aus einer Wüstenstadt zu stehlen.

Kahina hatte die Tiere mit einem Kommando, das wie Ikh Ikh klang, in die Knie gezwungen. Als die Männer in die Sättel gestiegen waren, hatten die Kamele geräuschvoll protestiert. Dann hatte die Unbekannte ihnen gezeigt, wie sie die Füße auf die Hälse ihrer Reittiere legen mussten, um ihnen mit den Fersen Kommandos zu geben.

Ingvar hatte es abgelehnt, auf ein Kamel zu steigen. Ausdauernd trabte er neben der kleinen Gruppe her. Auch wiederholte er ständig, dass er lieber zur Visundur zurückkehren würde. »Was, wenn sie uns in eine Falle lockt?«, hatte er gefragt, und sein Einwand, das musste Alrik zugeben, war berechtigt.

»Uns bleibt keine Wahl«, hatte Alrik geantwortet. »Wenn wir die Gebeine finden wollen, müssen wir den Worten dieser Frau vertrauen oder mit leerem Schiff und leeren Händen aus Alexandria ablegen.«

Sie ritten die Nacht hindurch. Als die Sonne aufging, verteilte Kahina weiße Stoffstreifen an ihre Begleiter. Die Tücher waren aus Baumwolle und so lang wie drei Männer. Geschickt führte die Fremde vor, wie der Stoff um Scheitel und Kinn geschlungen werden musste, um den Kopf vor der Sonne zu schützen. Was schließlich die Häupter der Männer krönte, hatte mit dem kunstvoll verschlungenen Kopfschutz ihrer Führerin keinerlei Ähnlichkeit.

Alrik suchte die ausgedorrte Landschaft nach einem Dorf, einem Lager oder einer einsamen Hütte ab, etwas, das ihr Ziel sein mochte. Doch der Horizont zog einen Strich durch die Wüste und durch seine Hoffnung. Hier gab es nichts außer Felsen, Sand und Hitze.

Das Sonnenlicht verwandelte den Sand in Goldstaub. Das Zittern der Luft ähnelte dem über der See an heißen Tagen. Sogar Wellen waren zu sehen, zu Dünen aufgetürmt. Von ihren Kämmen pflückte der Wind Körner und ließ sie tanzen wie gelbe Gischt.

Die Wasserschläuche, die an die Flanken der Kamele schlugen, waren bereits halb geleert. Wenn Alrik den Stopfen aus einem herauszog, blies ihm heißer Wasserdampf entgegen. Da hielt Kahina auf eine der Felsformationen zu, die das Land sprenkelten.



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