Deutschland allein zu Haus by Osman Engin

Deutschland allein zu Haus by Osman Engin

Autor:Osman Engin [Engin, Osman]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 9783423214476
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2013-06-01T22:00:00+00:00


28 Als ich eine Stunde später völlig erleichtert mein köstliches Honigbrötchen genieße, bekomme ich von Mehmet seine unappetitliche Zeitung in die Hand gedrückt:

»Vater, du kannst stolz sein! Du bist der Erste, der meine Zeitung ›Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit‹ in der Hand halten darf!«, strahlt er übers ganze Gesicht.

»Danke, das weiß ich ganz bestimmt zu schätzen«, schmatze ich gelangweilt.

»Du hast hiermit ganz exklusiv die Ehre, die letzte unabhängige und zensurfreie Zeitung Deutschlands lesen zu dürfen«, übertreibt er wie immer und bezeichnet seine alberne Loseblattsammlung enthusiastisch als eine Zeitung.

Es liegt wahrscheinlich mehr an dem leckeren Honigbrötchen, das ich nebenbei knabbere, als ich bei einem Artikel in seiner ›Zeitung‹ regelrecht kleben bleibe!

Und zwar bei einem über Herbert Herrmann, dem Mann, den ich bei unserer Ankunft aus der Türkei am Hauptbahnhof mit seinem Skinhäädsohn getroffen habe. Der, der vor einigen Jahren bei uns in Halle 4 als 1-Euro-Jobber den Nachtwächter gemacht hat und nach 3 Wochen wegen leicht übertriebenen Alkoholkonsums gefeuert wurde. Der Herbert hatte leider nicht zu Hause oder in der Kneipe gesoffen, so wie es sich gehört, sondern am Arbeitsplatz in Halle 4!

Und jetzt muss ich mich kneifen, um mich zu vergewissern, dass das nicht ein völlig abgedrehter blöder Traum ist – oder eine noch blödere Zeitungsente von Mehmet!

Dieser alte Säufer Herbert Herrmann sitzt nämlich nicht im Obdachlosenheim oder im Big-Brother-Container, auch nicht auf der Straße, sondern als frisch gewählter Abgeordneter der NEP im Deutschen Bundestag in Berlin!!!!!

Ich fasse mich völlig konsterniert an den Kopf!

Ich kann mich anfassen, wo ich will, diese Nachricht will mir nicht in den Kopf!

Zu allem Überfluss schreibt Mehmet auch noch so, als würde er bei denen wohnen. Oder als hätte er bei denen eine versteckte Kamera eingebaut. Oder Herbert Herrmann ist mit Sack und Pack und der ganzen Familie ins Urwald-Cämp umgezogen, wo ihn jeder beobachten kann.

Also fange ich sofort an, die interessanteste Geschichte aller Zeiten gespannt bis in die Haarspitzen durchzulesen:

›Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit‹ präsentiert: DIE HERRMANNs – Eine Bremer Homestory in mehreren Folgen. Folge 1:

»Junge, das gefällt mir jetzt ganz und gar nicht, dass du auf offener Straße ständig die Ausländer anpöbelst, insbesondere wenn andere Leute das mitbekommen«, sagt Vater Herbert Herrmann, der frisch gebackene Bundestagsabgeordnete der NEP, zu seinem Sohn Heiko und setzt den kürzlich begonnenen Weiterbildungskursus ›Wie kann ich aus meinem missratenen Sohn Heiko doch noch einen halbwegs vorzeigbaren Menschen machen, wo ich doch jetzt so ein wichtiger Mann geworden bin‹ fort.

Im Grunde wäre es natürlich etwas vorteilhafter gewesen, wenn er damit bereits im Kindesalter angefangen hätte. Heiko sieht das offenbar genauso, denn er sagt:

»Schöne Scheiße. Früher hast du aber nie was dagegen gehabt, Chef!«

»Früher saß ich auch nicht im Bundestag, du Knülch!«

»Es heißt aber Knilch, Herr Abgeordneter!«

»Okäy, du Knilch, tu mir einen Gefallen und renn ab jetzt gefälligst nicht mehr mit dieser lächerlichen Glatze durch die Gegend!«

»Schöne Scheiße, jahrelang bist du es doch selber gewesen, der mir den Kopf mit dem Hunderasierer glatt gemacht hat«, sagt Heiko und autet seinen Erzeuger auch noch als einen viertklassigen Friseur.

»Weil du



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