Der Ungeliebte Mann by Hans Fallada

Der Ungeliebte Mann by Hans Fallada

Autor:Hans Fallada
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: FICTION
ISBN: 3-8118-3007-4
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 1940-11-15T00:00:00+00:00


Kapitel 27

Traute macht Schwierigkeiten

Wie es sein muß, wenn ein junges Paar von seiner Hochzeitsreise —und nun gar von einer so langen!—heimkehrt, war das Haus festlich mit Tannengirlanden und Blumen geschmückt gewesen, auf dem Mast hatte die Flagge geweht.

Wer irgendwie für den Siebenhaarschen Garten und im Siebenhaarschen Hause arbeitete, war von Lola zusammengetrommelt worden und hatte in Sonntagskleidern bereit gestanden, die Herrschaften zu begrüßen. Ja, es gab sogar zwei kleine Mädchen in weißen Kleidern mit rosa Schärpen und Schleifen, die Blumensträußchen in der Hand hielten, eines für die junge Frau, eines für Herrn Siebenhaar. Und Lola hatte mit diesen Kindern sogar Begrüßungsverschen eingeübt, und das für Traute war viel hübscher als das für Herrn Siebenhaar!

Im Hause war ein festlicher Kaffeetisch gedeckt, mit Silber und Kristall, eine herrliche Torte war gebacken. Das neu eingerichtete Schlafzimmer für die jungen Eheleute glänzte von blauer Seide, Chrom und Porzellan, und das kleine Hilfsmädchen Martha, das zwar zwei Jahre älter geworden war, aber noch nicht seine Vorliebe für nackte Füße aufgegeben hatte, war zur Feier dieser Stunde mit seidenen Strümpfen und schwarzen Halbschuhen bekleidet worden!

Aber trotz all dieser liebevollen Vorbereitungen war der Empfang doch recht mißlungen. Herr Siebenhaar zwar war mit einem freundlichen Lächeln auf alles eingegangen, die junge Frau aber hatte mit einem schlaffen, teilnahmslosen Gesicht dabeigestanden, und plötzlich, als Lola zu ihr gesprochen hatte und ihr die Hand reichen wollte, war sie ohne ein Wort ins Haus gegangen—und die Kinder hatten noch nicht einmal ihre Verse aufgesagt!

Später, als Herr Siebenhaar die Leute in den Gasthof zu einer kleinen Nachfeier geschickt und ein längeres ernstes Gespräch mit Lola gehabt hatte, war er auf die Suche nach seiner Frau gegangen. Er hatte sie in keinem der neu zugerichteten unteren Räume gefunden; schließlich war er die Treppe in den ersten Stock hinaufgestiegen, und dort fand er sie wirklich. Sie saß in dem kleinen Gastzimmer, das sie in den letzten Wochen vor ihrer Heirat bewohnt hatte.

»Sitzest du hier?« fragte er sie.

»Ja«, antwortete sie nur, stand nicht auf und hatte kein liebreiches Wort für ihn.

»Hast du unten gesehen«, fing er geduldig wieder an, »wie hübsch Lola den Kaffeetisch für uns zurechtgemacht hat? Wenigstens nehme ich an, daß er hübsch aussieht—es riecht wundervoll nach frisch gebrühtem Kaffee und Torte und Sommerblumen.«

Er wartete auf eine Antwort, aber es kam keine. Und wieder war er geduldig und langmütig, er fragte

freundlich: »Möchtest du nicht hinunterkommen und mit mir den ersten Kaffee im alten Heim trinken?«

»Nein!« antwortete sie fast heftig. »Ich möchte hier nur ruhig sitzen und darüber nachdenken, wieso Itta ein so lebendiger, prachtvoller Mensch geblieben ist, hier in dem kleinen Berga, und ich bin draußen in der weiten Welt zu einem reinen Garnichts geworden!«

Er ließ eine ganze Zeit verstreichen, ehe er sanft sagte: »Und dieses reine Garnichts ist mein ganzes Glück, mein Augenlicht und mein Stolz! Glückliches Garnichts! Wüßte Itta, wieviel Giück du gegeben hast, sie würde dich beneiden!«

»Aber nicht Itta beneidet mich, sondern ich sie! Oh, du sagst mir immer, du gehst im Licht, du bist glücklich—aber ich bin ganz ins



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