Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt by Bridges Jeff

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt by Bridges Jeff

Autor:Bridges, Jeff [Bridges, Jeff]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Lübbe Paperback)
veröffentlicht: 2014-02-13T23:00:00+00:00


8 Sie meinen Koitus?

JEFF: Wir hatten eine Gruppe von Leuten hier oben, Alan Kozlowski, John Goodwin und Chris Pelonis9, machten Musik miteinander und hingen ’ne Runde ab, bis unsere Diskussion sich schließlich dem Thema A440 zuwandte. A ist eine Note, die in der Tonleiter (oder auf der Klaviertastatur) über dem mittleren C liegt, und 440 bezieht sich auf ihre Frequenz: 440 Hz. Wenn Musiker gemeinsam ihre Instrumente stimmen, dann verwenden sie A440 als Standardkammerton zur Festlegung der musikalischen Tonhöhe. Und darauf lief die Diskussion hinaus: Ist A440 quasi die absolute Wahrheit, oder ist es etwas willkürlich Gesetztes, das wir nur benutzen, um ein Bezugsmaß zu schaffen? Johnnys Ansicht war, dass A440 ein relativ moderner Normstimmton und im Grunde genommen etwas Willkürliches sei. Pelonis, der Akustikingenieur ist, meinte, A440 sei nicht nur die Frequenz der Note A, sondern entspreche darüber hinaus auch der Erdschwingung. Die Erde besitze eine Grundresonanz, und nur darum sei das A zum Standardkammerton geworden. Er fasste es so zusammen: »Der Bereich von 440 beruht auf allerhöchstem Plan und ist keinesfalls willkürlich oder zufällig.«

Gibt es also eine letzte Wirklichkeit? Und falls ja, woher weißt du, worin sie besteht?

BERNIE: Im Zen sprechen wir davon, Zeugnis abzulegen oder mit etwas eins zu sein. Zunächst mal musst du dich in einem Raum des Nichtwissens befinden und alle Anhaftungen an den, für den du dich hältst, überwinden. Erst dann kannst du Zeugnis ablegen vom Leben um dich herum, was bedeutet, dass du zu diesem Leben wirst. Und ich habe ja erwähnt, dass Zen über Praktiken verfügt, Koans zum Beispiel, die dir dabei helfen.

Einer dieser Koans lautet Betrachte A. Der erste Buchstabe des Sanskrit-Alphabets wird ausgesprochen wie ein langes A. In der tantrischen Tradition gilt Ah als die Samensilbe des Universums. A kann man also nicht nur erläutern oder erklären, man kann es auch vor sich hinsprechen, doch all das genügt nicht. Um mit dem Koan Betrachte A zu arbeiten, muss man vollständig mit dem A mitschwingen, muss zu dieser A-Resonanz werden.

Eins werden mit der Grundschwingung der Erde. Angenommen, du möchtest dein Leben so stimmen, dass es mit der Erde mitvibriert, so ähnlich, wie du deine Gitarre stimmen willst, damit ihr Klang mit dem Rest der Band harmoniert. Ihr redet nicht über A440, ihr spielt es. Und genauso wenig redet ihr über die Erdschwingung, ihr werdet dazu. Die Schwingung der Erde war da, ehe irgendwer etwas von A440 ahnte, wie also wird man zu dieser Schwingung? Blätter, die sich verfärben, aufblühende Blumen, das Blatt, das sich unter dem Gewicht des Regentropfens biegt, und der auf dem Boden auftreffende Regentropfen – all das sind Erdschwingungen. Wie stehst du mit ihnen in Verbindung?

Ich kann sagen: »Vögel fliegen am Himmel.« Das sind Wörter, die ich gelernt habe. Wenn du das Wort Vogel nicht kennen würdest, wie würdest du ihn dann nennen? Als die ersten Schiffe vor der amerikanischen Küste auftauchten, betrachteten die Eingeborenen sie nicht als Schiffe, einfach weil sie kein Wort für Schiff besaßen. Sie registrierten lediglich neue Formen und nannten das Ding noch nicht so oder so.



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