Das Mädchen aus der Zukunft by Kir Bulytschow

Das Mädchen aus der Zukunft by Kir Bulytschow

Autor:Kir Bulytschow [Bulytschow, Kir]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinderbuch, Erzählungen, Science Fiction, Sowjetunion
Herausgeber: Der Kinderbuchverlag Berlin
veröffentlicht: 1987-11-15T00:00:00+00:00


2

An jenem Tag saß Alissa im Pilotensessel und beobachtete die Sterne, die auf dem Bildschirm für die Frontansicht aufleuchteten und wieder verlöschten – die »Arbat« war in den Asteroidengürtel eingetaucht, und der Autopilot hatte die Geschwindigkeit verringert, weil hier die Navigationsbedingungen schwierig waren.

Schräg über den Bildschirm kam ein Funken geflogen. Das Schiff erzitterte, denn es wechselte den Kurs, um nicht mit dem Meteoriten zusammenzustoßen.

»Vorsicht«, rief Polina aus der Kombüse, »ich verschütte ja die Suppe!«

Diese Worte galten dem Autopiloten, der sie natürlich nicht hörte. Dafür hörte Poseidon sie um so deutlicher. Er saß in der Gemeinschaftskajüte und las, die Metallbeine auf ein niedriges Tischchen gelegt, in einem Videobuch.

Das Mannschaftslogis auf einem Erkundungsboot war ein kleiner Raum, in dem gerade mal ein Eßtisch und drei bis vier Sessel Platz fanden. Außerdem bildete die eine Ecke mit Herd und Ausguß, durch eine halbrunde Trennwand abgeteilt, die Kombüse.

»Kein Grund, den Autopiloten zu rügen«, ließ sich Poseidon vernehmen. »Im Asteroidengürtel herrscht nun mal erhöhte Meteoritengefahr. Deshalb rate ich dir, Polina, dich bei der Zubereitung der Speisen zu beeilen. Es sind noch weit schärfere Kursfluktuationen möglich.«

»Du bist ein Pessimist, Poseidon«, antwortete Polina. »Ich bin diese Route schon an die zwanzigmal geflogen, ohne je solch scharfe Kursfluktuationen beobachtet zu haben, wie du es zu nennen beliebst.«

»Kein Wunder«, brummte Poseidon, der es nicht ertrug, wenn ihm widersprochen wurde. »Sonst hast du dich ja auch von Konserven ernährt, während du jetzt die Hälfte der Zeit in der Kombüse zubringst. Ich erkenne dich nicht wieder.«

»Konservennahrung ist nicht gut für Alissa«, erwiderte Polina.

Das Schiff erbebte erneut, so daß im Schrank die Tassen klirrten.

»Und doch wäre ich an deiner Stelle nicht so leichtsinnig«, sagte der Roboter, der gern das letzte Wort hatte. »Erinnerst du dich noch, was voriges Jahr mit dem Containerraumschiff ›Dahlia‹ passierte? An diesen furchtbaren Zusammenstoß, dessentwegen der ganze Jupiter und die Stützpunkte auf dem Uranus ohne Erdbeeren blieben?«

»Und was war passiert?« fragte Alissa.

»Natürlich die Touristen«, erwiderte Poseidon, »von denen kommt alles Unheil.«

»Lieber Poseidon, spann mich nicht länger auf die Folter, erzähl schon«, bat Alissa.

»Die ›Dahlia‹ war mit einem unvorhergesehenen Meteoritenschwarm zusammengestoßen. Bei genauerer Untersuchung aber erwiesen sich diese Meteoriten als künstliche Gebilde.«

»Wer soll die geschaffen haben?«

»Na die Touristen. Oder einfacher ausgedrückt – diese Gebilde stellten den Inhalt eines Abfallcontainers dar, den irgendwer über Bord geworfen hatte. Die Abfälle und Speisereste verwandelten sich augenblicklich in harte Eisklumpen und flogen mit der gleichen Geschwindigkeit weiter, in der sich das Schiff fortbewegte, aus dem man sie geworfen hatte. Die ›Dahlia‹ aber kam ihnen entgegen. Nun verdoppel die Geschwindigkeit und stell dir vor, was dabei herauskommt! Ein Glück nur, daß die ›Dahlia‹ keinen Piloten an Bord hatte, sondern automatisch gesteuert wurde.«

»Aber es ist doch streng untersagt, etwas in den Kosmos zu werfen«, sagte Alissa.

»Genau! Nicht genug, daß sie schlecht gelöschte Lagerfeuer auf der Erde zurücklassen und die Überreste der Dulderstadt auf dem Mars mit ihren dummen Namen vollkritzeln, sie verschmutzen sogar den Asteroidengürtel. Ich jedenfalls, wenn ich ein Mensch wäre, würde den Tourismus verbieten.«

»Du übertreibst, Poseidon«, sagte Polina lächelnd und deckte den Tisch. »Das sind doch Ausnahmen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.