Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon by Thomas Thiemeyer

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon by Thomas Thiemeyer

Autor:Thomas Thiemeyer [Thiemeyer, Thomas]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2013-03-17T23:00:00+00:00


30

Die Calypso wendete und nahm Kurs Nord-Nordwest. Langsam entschwanden die Klippen von Santorin. Kleiner und kleiner wurden sie und lösten sich schließlich auf. Dann verschwand der Mond hinter einer Wolkenbank.

Dunkelheit lag über dem Meer. Eine Dunkelheit, die nur noch von der Finsternis in Charlottes Herz überschattet wurde.

Mit ausdruckslosem Gesicht, die Hände fest an die Reling geklammert, stand sie da und starrte auf die Stelle, wo die Nautilus gesunken war. Sie versuchte, den Punkt nicht aus den Augen zu verlieren, doch die vorrückende Schwärze machte das Vorhaben unmöglich. Schon bald konnte sie nur noch raten, wo das Unglück stattgefunden hatte. Irgendwann musste sie eingestehen, dass sie den Punkt verloren hatte.

Sie senkte den Kopf. In ihr war alles taub. Kein Gefühl, keine Regung, keine Hoffnung. Alles, was ihr wichtig gewesen war, was sie geliebt und bewundert hatte, war in den Fluten des Meeres versunken. Zurück blieb ein Gefühl endloser Leere.

Eliza stand neben ihr, den Kopf gesenkt, die Augen auf das Wasser gerichtet. Ihr Mund bewegte sich, doch es kam kein Ton über ihre Lippen. Erst als Charlotte sie ansah, glaubte sie, geflüsterte Worte zu vernehmen.

»… kann nicht sein. Die Prophezeiung … unmöglich.«

Charlotte legte ihre Hand auf Elizas. Sie wusste bis zum heutigen Tage nicht genau, ob Eliza und Humboldt nur eine intensive Freundschaft pflegten oder ob es da noch mehr gab. Die beiden ließen sich nie etwas anmerken, doch Charlotte mutmaßte, dass sie ein Liebespaar waren. Die haitianische Priesterin hatte ihr Land vor vielen Jahren verlassen, um an Humboldts Seite zu leben. Seitdem war sie nicht einen Tag von ihm getrennt gewesen. Sie hatte alles geopfert, nur um bei ihm zu sein.

Und nun war er fort. Wie schlimm der Verlust sie traf, darüber konnte Charlotte nur Vermutungen anstellen.

Eliza zog ihre Hand weg und legte sie auf ihr Amulett, das sie immer um ihren Hals trug. Charlotte wusste, dass es ein Gegenstand von hoher spiritueller Kraft war. Eliza trennte sich nie davon.

Geflüsterte Worte drangen an Charlottes Ohr. Worte von solcher Kraft und Magie, dass es ihr Schauer über den Rücken jagte. Sie wusste, dass Eliza eine haitianische Mambo war. Sie verfügte über eine Vielzahl ungewöhnlicher und mächtiger Rituale, von denen Charlotte nur einige wenige kannte. Während sie sprach, hielt sie ihre Augen fest geschlossen. Charlotte konnte sehen, wie sie sich unter den Lidern bewegten.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Eliza die Augen wieder aufschlug. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

»Du hattest recht«, flüsterte sie. »Er lebt. Ich habe ihn gesehen. Ich habe Oskar gesehen und auch die beiden anderen. Sie haben den Absturz überstanden.«

Ein unbändiges Gefühl der Freude und der Hoffnung durchströmte Charlottes Herz. In diesem Augenblick war sie bereit, alles zu glauben, Hauptsache, es war ein Hoffnungsschimmer.

»Hast du sonst noch etwas gesehen?«

»Ja. Die Kugel. Sie ist unbeschädigt. Sie liegt nicht so tief, wie wir vermutet haben. Nur knapp außerhalb der Reichweite des Stahlkabels. Es gibt eine Möglichkeit, sie zu retten. Ich habe Schwingungen empfangen, vage Signale. Humboldts Gedanken sind stark. Er scheint einen Plan zu haben. Wenn wir ihn retten wollen, müssen wir umdrehen und zurückfahren.



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