Butcher’s Crossing by John Williams

Butcher’s Crossing by John Williams

Autor:John Williams [Williams, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783423427708
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-02-12T16:00:00+00:00


VI

DIE TAGE WURDEN KÜRZER, UND in den kühlen Nächten färbte sich das grüne Gras des flachen Bergtals gelb. Nach dem ersten Tag, den die Männer im Tal verbracht hatten, regnete es beinahe jeden Nachmittag, weshalb sie es sich bald angewöhnten, die Arbeit gegen drei Uhr ruhen zu lassen und sich im Lager unter die von der hohen Wagenwand bis zum Boden gespannten Persenning zu legen. Sie redeten nur wenig in diesen Stunden der Rast, lauschten dem leichten, unregelmäßigen Platschen der Tropfen, die von den schützenden Kiefern gedämpft auf das Segeltuch fielen, und schauten unter dem hohen Wagen hindurch in den Regen. Manchmal war es so diesig und grau, als verhülle ein dichter Nebel den Blick auf die jenseitigen, baumbestandenen Hänge, dann wieder schimmerte der Regen silbrig und hell, und die Tropfen, in denen sich die Sonne fing, fuhren wie winzige Nadeln vom Himmel in die weiche Erde. Nach dem Schauer, der selten länger als eine Stunde dauerte, nahmen sie die Jagd auf die Büffel und das Gemetzel wieder auf und arbeiteten meist bis spät in den Abend.

Die Herde wurde immer tiefer ins Tal gedrängt, und Andrews, Miller und Schneider standen morgens auf, ehe sich die Sonne zeigte, damit genügend Zeit für einen guten Tag Arbeit blieb; Mitte der ersten Woche mussten sie schon über eine Stunde reiten, um zu der Herde zu kommen.

»Wir jagen sie einmal bis ans Ende des Tals«, sagte Miller, als Schneider sich über die langen Ritte beklagte. »Und dann jagen wir sie den ganzen Weg zurück. Treiben wir sie hin und her, brechen wir sie in kleinere Herden auf, und dann dürfte es uns nicht mehr so leichtfallen, sie zu erlegen.«

Alle zwei, drei Tage schirrte Charley Hoge die Ochsen an den Wagen und folgte der Spur des Gemetzels, die eine unregelmäßige Reihe zum Trocknen ausgebreiteter Felle markierte. Andrews und Schneider begleiteten ihn, manchmal auch Miller, und während der Wagen langsam dahinrollte, warfen die drei Männer steife Häute auf den Wagen. Waren alle Felle eingesammelt, wurden sie zurück ins Hauptlager gebracht, wo man sie vom Wagen wieder auf den Boden warf. Die Männer stapelten sie dann eines über das andere, so hoch es ging. Maß ein Stapel um die zwei bis zweieinhalb Meter, wurden grüne, von der Haut eines frisch erlegten Büffels gewonnene Schnüre durch die Beinschnitte des oberen und unteren Fells gezogen, festgezurrt und verknotet. Jeder Stapel enthielt zwischen fünfundsiebzig und neunzig Felle und war so schwer, dass es die gemeinsame Anstrengung der vier Männer brauchte, um sie in den Schutz der Bäume zu tragen.

Will Andrews’ Geschicklichkeit beim Häuten nahm allmählich zu. Die Hände wurden muskulöser und sicherer; die Messer verloren ihren neuen Glanz, und mit stetem Gebrauch schnitten sie präziser, so dass Andrews bald einen Büffel in der Zeit häutete, in der Schneider zwei schaffte. Der Gestank der Büffel, das Gefühl von warmem Fleisch an den Händen und der Anblick von geronnenem Blut setzten ihm immer weniger zu. Schon bald machte er sich an die Arbeit wie ein Automat und spürte kaum noch, was er tat, wenn er von einem leblosen Tier das Fell abzog und am Boden festpflockte.



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