Belphegor by Wezel Johann Karl

Belphegor by Wezel Johann Karl

Autor:Wezel, Johann Karl
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Siebentes Buch

Einem Blutbade entgiengen sie, um in ein andres zu gerathen: bey dem ersten Schritte, den sie auf persischen Boden setzten, kamen ihnen schon blutige Ströme entgegen: je weiter sie ihr Weg führte, desto mehr häuften sich die Spuren des Mordes und der Grausamkeit, und zuletzt gelangten sie an einen gräßlichen Wahlplatz, wo Schaaren über einander gestürzter Leichname in gräßlichen Haufen, mit getödteten Kameelen und Maulthieren vermischt, lagen. Belphegor fuhr mit Entsetzen vor dem schrecklichen Anblicke zurück, und sein Gefährte zitterte eben so sehr vor Furcht und Grauen, und beyde standen lange in einem stummen Erstaunen.

Bald aber machte die Furcht der Neubegierde Platz: sie verlangten außerordentlich, die Ursache zu wissen, die Menschen zu einem so unmenschlichen Todtschlage berechtigt haben konnte: demungeachtet zog sie die Besorgniß, in die nämlichen unbarmherzigen Hände zu verfallen, bey jedem Tritte zurück. Sie faßten aber dennoch Muth, setzten ihre Wanderschaft fort und fanden hin und wieder halblebende Todte, aber nirgends einen völlig Lebendigen. – Was soll das? rief Belphegor. Sind das Anstalten, die menschliche Gattung in diesen Gegenden auszurotten? Eine so ausgesuchte Begierde hat doch keiner der berühmtesten Tollköpfe noch gehabt. Wohlan, Freund! wir wollen weiter dringen! Werden wir unter dem allgemeinen Ruine begraben, was schadets? – Wir athmen die verpestete Luft dieses Erdkreises nicht mehr, deren kleinstes Theilchen durch den Hauch eines Unmenschen entweiht, durch die Lunge eines Barbaren gegangen ist. Gewinn ist ein solcher Verlust. –

Sie setzten ihren Weg noch einige Tage fort und trafen nichts mehr als die vorhergehenden Gegenstände an – Beweise der Unmenschlichkeit genug, aber keinen Menschen. Endlich wurden sie gewahr, daß die Einwohner aus den Dörfern nur geflüchtet waren und einzeln mit bedächtlicher Schüchternheit aus den Wäldern zu ihren Wohnungen zurückkamen. Sie forschten so lange bis sie erfuhren, daß vor einigen Tagen eine schöne Europäerinn in dem Harem des großen Königes von Persien geführt worden sey: eine Karavane von Reisenden war dem Zuge begegnet, und da sie unglückseliger Weise ihm nicht ausweichen konnte, so hatten sich die Evnuchen einen Weg mit dem Schwerdte durch sie gebahnt. Das nämliche Schicksal betraf alle, die die Unvorsichtigkeit oder das Unglück hatten, sich auf dem Wege finden zu lassen: der klügere Theil war aus den Wohnungen, die an der Straße lagen, geflüchtet, um nicht durch einen unbedachtsamen Blick auf eine verschleierte Schönheit das Leben zu verwirken.

Belphegor hätte gern dem großen Sohne des Himmels für diese Barbarey den Kopf abgeschlagen, wenn er bey der Hand gewesen wäre, und machte verschiedene Anmerkungen in seinem Tone darüber, die bey andern, als sklavischen erstorbnen Gemüthern, einen förmlichen Aufruhr veranlaßt hätten. Wenn es aber gleich nicht diese Wirkung that, so fühlten doch seine Zuhörer einen gewissen Schwung in seiner Denkungsart und seiner Beredsamkeit, welcher sie dunkel überredete, daß er keiner vom gemeinen Haufen, sondern ein Weiser seyn müsse, weswegen sie ihm riethen, die Bekanntschaft eines gewissen Derwisches zu machen, der in einer völligen Einsamkeit lebte und ihnen unter dem Namen des Derwisches in den Bergen bekannt sey. Sie setzten hinzu, jedermann, der ihn gesprochen, sey voller Bewundrung und Ehrfurcht



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