Auferstehung der Toten by Haas Wolf

Auferstehung der Toten by Haas Wolf

Autor:Haas, Wolf [Haas, Wolf]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-11-10T00:00:00+00:00


8

Während der Brenner am nächsten Morgen die schmale Bergstraße zum Vergolder hinaufgeht, ist er mit den Gedanken immer noch beim Mandl: Wie ihm dem Mandl seine Krawatte noch grüner vorgekommen ist als voriges Mal. Obwohl zu dem Zeitpunkt schon nur mehr zwei Kerzen im Wohnzimmer von der Engljähringer gebrannt haben. Und das muß mit dem roten Kopf vom Mandl zusammengehängt sein, weil Rot und Grün, das ist natürlich ein schöner Kontrast.

«Du hast hier nichts zu suchen!» hat der Mandl geschrien. Und der Brenner sagt leise: «Ich suche überall, Mandl.»

«Du suchst überall. Aber du findest nichts.»

«Weißt du, was ich finde? Daß du den Mund halten sollst.»

«Ah, den Mund. Schon wieder einmal den Mund halten. Sag dem Vergolder einen schönen Gruß, daß ich die längste Zeit den Mund gehalten habe. Wieso du bei der Kripo hinausgeflogen bist.»

Die Lehrerin hat sich bemüht, quasi um Schadensbegrenzung. Sie hat versucht, den Mandl zu beruhigen. Aber da ist es schon heraußen gewesen. Und jetzt, auf dem Weg zum Vergolder, hat der Brenner sich immer noch keinen richtigen Reim darauf machen können.

Wieso soll der Vergolder ihn in Schutz nehmen? Und wieso soll die Pinzgauer Post nicht darüber schreiben, daß die Polizei den Vergolder verdächtigt hat. Das müßte dem Vergolder doch nur eine Genugtuung sein. Und überhaupt, das ist ja nicht dem Brenner seine Idee gewesen, das ist ja dem Nemec sein Ding gewesen mit dem Verdacht auf den Vergolder.

Das letzte Stück, bevor du zum Vergolder hinaufkommst, geht es so steil, daß der Brenner ein paarmal stehengeblieben ist. 12. September, und in der Früh schon so warm, daß du gleich schwitzt.

Und der Brenner hat es überhaupt nicht gemocht, wenn er sich am Morgen anstrengen muß. Weil dem seine Zeit hat erst so richtig am Nachmittag angefangen. Zwei, drei Uhr, das ist dem Brenner seine Zeit gewesen. Aber jetzt, wie er auf dem Parkplatz vor dem Vergolder-Schloß ankommt, hat er auf die Uhr geschaut, und da ist es ihm momentan ein bißchen unheimlich vorgekommen. Weil sieben nach neun. Da ist es praktisch auf die Minute genau zwölf Stunden hergewesen, daß der Mandl im Wohnzimmer von der Engljähringer aufgetaucht ist.

Aber heute ist es nicht der Mandl gewesen, sondern der Brenner, der unangemeldet an einer Haustür läutet. Und, sagen wir, wenn sich der Mandl zwölf Stunden vorher gewundert hat, dann hat sich der Brenner jetzt auch nicht schlecht gewundert. Der hat es gar nicht ganz glauben wollen, daß der Vergolder selbst seine Haustür aufmacht.

Du mußt dir vorstellen, das hat ja ausgeschaut, prächtiger Herrschaftssitz, wenn da ein richtiger Butler in der Tür gestanden wäre, das hätte den Brenner noch weniger gewundert. Oder sagen wir, wenigstens ein Hausmädchen. Aber so, steht einfach der Vergolder selber da, blauer Jogginganzug, und sagt:

«Grüß Gott!»

«Ich hätte vielleicht vorher anrufen sollen», sagt der Brenner. Plötzlich hat ihn ein schlechtes Gewissen gepackt, weil der Vergolder so freundlich gewesen ist.

«Ich steh ja nicht im Telefonbuch», sagt der Vergolder. Und jetzt schaut er dem Brenner tief in die Augen. Weil der Vergolder, das ist so ein Typ gewesen, wie soll ich dir das jetzt erklären.



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