Alma, wach auf by Emma M. Green

Alma, wach auf by Emma M. Green

Autor:Emma M. Green [Green, Emma M.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9791025708668
Herausgeber: Addictive Publishing
veröffentlicht: 2014-04-09T22:00:00+00:00


Marie hat mich eine Stunde später besucht. Als ich hörte, wie sie mein Zimmer betrat, tat ich so, als ob ich tief und fest schliefe. Ich hatte keine Kraft mehr, um mich zu entschuldigen, wieder ein besorgtes Gesicht zu sehen, all das Schlechte hören zu müssen, was man über mich und unsere Beziehung denkt. Aber Mrs. Lancaster habe ich mit Sicherheit falsch verurteilt, denn sie gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor sie ging.

Ich glaube, nur sie hätte mich trösten können...

Am nächsten Morgen werde ich verlegt. Mein Pfleger verrät mir, dass Alma auch verlegt wurde. Sie liegt in einem Zimmer nur drei Türen weiter. Ich weiß nicht, ob ihr dieselben Gedanken durch den Kopf gehen – und ob meine hübsche Schlafmütze überhaupt schon aufgewacht ist –, aber ich glaube, in diesem Zimmer mit den lachsfarbenen Wänden und dem Chlorbleichegeruch ersticken zu müssen.

Jetzt kümmert sich nicht mehr Rachel, sondern Samir um mich, ein zurückhaltender und kompetenter junger Mann. Ich schlucke die Tabletten, die er mir gibt, bleibe ruhig, während er meine Temperatur misst und fahre das Bett hoch, um meinen Rücken zu entlasten.

„Ihre Karosse“, sagt er lächelnd und zeigt auf den Rollstuhl, den er vorbeigebracht hat. „Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie aufstehen möchten. Ich werde Ihnen dann dabei helfen.“

„Jetzt gleich zum Beispiel?“, frage ich fast schon flehend.

„Nein, momentan müssen Sie sich noch erholen. Wir sprechen in ein paar Stunden noch einmal darüber“, antwortet er freundlich, bevor er mein Zimmer verlässt.

Zwei Minuten später reiße ich mir meine Infusionsnadel heraus. Dann klettere ich in den besagten Rollstuhl und fluche dabei laut. Die Schmerzmittel wirken noch nicht richtig. Meinem Rücken scheint meine "Karosse" nicht sehr zu gefallen.

Das ist mir scheißegal. Ich will sie sehen.

Wie durch ein Wunder schaffe ich es, mich heimlich in Almas Zimmer zu schleichen, ohne dass ich dabei ertappt werde. Typisch Arcadi. Ich beiße mir in die Wange, als ich sie zum ersten Mal sehe. Nur nicht zusammenbrechen. Fröhlich aussehen, falls sie ihre Augen aufmachen sollte. Aber so weit ist es noch nicht. Meine hübsche Lancaster schläft friedlich. Ihr entspanntes Gesicht ist übersät von Blutergüssen. Sie ist so schön... und so zerbrechlich. Sie hängt an beiden Seiten an Infusionen und hat einen dicken Verband um ihren Unterarm herum. Ich möchte mich ihr nähern, aber ich schaffe es nicht. Etwas hindert mich daran. Vielleicht der tonnenschwere Betonblock, der sich gerade auf meine Schultern gelegt hat.

Es macht mich fertig, sie so sehen zu müssen und zu wissen, dass nur ich dafür verantwortlich bin. Ich unterdrücke einen ersten, dann einen zweiten Schluchzer und stütze meinen Kopf in die Hände. Ich versuche, nicht in Tränen auszubrechen. Ich muss wohl verrückt sein... schlimmer noch: erbärmlich. Ich wippe mit meinem Oberkörper hin und her. Sie ist der einzige Grund, warum ich lebe. Da ist weinen doch wohl erlaubt.

„Das habe ich mir doch gedacht! Hopp, wir drehen sofort wieder um“, murmelt Samir und packt meinen Rollstuhl.

„Ich bin kein kleiner Junge mehr!“, antworte ich wütend und versuche, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.

„Nein, noch schlimmer. Sie sind ein Patient“, erwidert der Pfleger lächelnd und fährt mich zurück in mein Zimmer.



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