50 kleine Streitgeschichten by Tanja Haase

50 kleine Streitgeschichten by Tanja Haase

Autor:Tanja Haase
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AAP Lehrerfachverlage GmbH
veröffentlicht: 2015-07-14T16:00:00+00:00


Verena lebt, seit der Trennung ihrer Eltern vor zwei Jahren, bei ihrer Mutter. Eines Tages nimmt die Mutter sie nach einem gemütlichen Essen auf den Schoß und erzählt: „Heute Nachmittag ist es so weit, ich möchte dir meinen Freund Leo und seine Tochter Marisa vorstellen. Wir wollen heute Nachmittag zusammen Tee trinken, dann könnt ihr zwei euch anschließend ein wenig beschnuppern. Marisa wohnt auch bei ihrer Mutter und ist nur bei ihrem Vater, wenn es arbeitstechnisch bei ihm klappt, er ist viel unterwegs. Sie geht in die zweite Klasse, dann seid ihr altersmäßig nicht weit voneinander entfernt. Du wirst schon sehen, wer mein neuer Freund ist, du hast schon öfters etwas von ihm gehört …“

„Na gut!“, gibt sich Verena desinteressiert, weil es bereits der dritte Mann ist, den ihre Mutter ihr seit der Trennung von ihrem Vater vorstellt. Bisher waren die Beziehungen jedes Mal nur von kurzer Dauer.

Der Besuch stellt sich als große Überraschung heraus. „Bist du etwa der Leo von der CD, die Mama jeden Tag hört?“, erkennt Verena in Leo den Mann auf dem CD-Cover wieder.

„Ich hoffe, du magst meine Musik, Verena, sonst haben deine Mama und ich ein Problem …“, lächelt Leo sie spitzbübisch an.

Verena ist eingeschüchtert: „Meine ganze Klasse hört deine Musik, alle meine Freundinnen sind Fans von dir … Aber ich mag die Musik gar nicht.“

„Verena!“, zischt ihre Mutter.

„Lass nur gut sein“, küsst Leo der Mutter den Ärger weg. „Jeder soll seinen eigenen Geschmack haben. Marisa, magst du Verena dein Zimmer zeigen?“

Ehrfurchtsvoll und befremdet huscht Verena neben Marisa durch die eleganten, ausufernden Räumlichkeiten. Marisas Zimmer ist vollgestopft mit Spielzeug und Verena zählt insgeheim an die hundert Stofftiere aus aller Herren Länder. „Die hat mein Vater mir von seinen Tourneen mitgebracht“, bemerkt Marisa Verenas Stillschweigen und Interesse an den Tierchen.

„Ich habe auch Stofftiere, ganze zwei Stück“, sagt Verena vorwurfsvoll.

„Ach so, das sind nicht viele“, wundert sich Marisa. „Na ja, es kann nicht jeder einen weltberühmten Paps haben.“

„Doch, mein Vater ist auch berühmt – berühmt für seine Pizzen bei meinen Geburtstagen und für seine Discos, die er als Pfleger im Altersheim macht“, sagt Verena stolz.

Marisa stockt: „Das habe ich nicht gewusst. Wo haben sich unsere Eltern denn kennengelernt? Weißt du was, ich schenke dir Krächzi, meinen Kakadu, den mir Paps von einem Konzert aus den Tropen mitgebracht hat. Den finde ich besonders süß.“

Verena nimmt Krächzi an sich: „Danke, dann will ich aber noch den Koalabär dazu …“

Schluckend meint Marisa: „Na gut, wenn er dir gefällt, nimm ihn … den hat Papa mir in Australien gekauft. Ich würde es Paps aber besser nicht jetzt sagen, vielleicht möchte er nicht, dass ich Koala verschenke. Ich lege später ein gutes Wort für dich ein, ist schon in Ordnung …“

Als Verena bemerkt, dass sie Marisa schnell umstimmen kann, fordert sie: „Also, wenn du mir Krächzi, Koala und Fuchs überlässt, dann brauchst du mir auch kein anderes Tier mehr zu geben!“

Marisa fängt an zu weinen: „Das geht zu weit!“

Nachäffend hampelt Verena herum: „Das geht zu weit, das geht zu weit!“

„Huhn!“

„Geizbär!“



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