008 - Wilder Wein by Alexander Oetker

008 - Wilder Wein by Alexander Oetker

Autor:Alexander Oetker [Oetker, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
ISBN: 9783455018097
Herausgeber: Hoffmann und Campe
veröffentlicht: 2024-09-05T00:00:00+00:00


Kapitel 15

»Wir reisen ab.«

Luc hatte die Tür noch gar nicht richtig geöffnet, als er seinen Satz sagte. Dabei ließ er den Kopf hängen, als wäre er nicht nur von diesem Tag erschöpft, sondern vom Leben überhaupt.

»Was? Was heißt denn das jetzt, Commissaire?« Vincent Balladier hatte seine Uniformjacke schon abgelegt, auf dem Schreibtisch stand eine kleine Dose Bier. Er war sichtlich in Feierabendstimmung.

Auch Yacine, der neben Luc stand, sah seinen Chef verwirrt an.

»Aber … ähm … wieso …«

»Das heißt, dass wir abreisen. Wir geben den Fall wieder an Sie ab. Es reicht.«

»Aber … Aber wir haben hier alles hergerichtet für Sie …« Balladier wies auf die beiden Schreibtische, die sauber und ordentlich bereitstanden. Die Polizisten hatten sie ans Fenster gerückt. Darauf standen zwei Computer und ein Festnetztelefon, die Bürostühle sahen sogar leidlich bequem aus.

»Ja, das tut mir auch ehrlich leid, Monsieur Balladier. Aber wir kommen einfach nicht weiter. Und ich denke mittlerweile im Übrigen, dass Sie recht hatten. Klar, es gibt hier viele Leute, die Charlotte Malroix nicht leiden konnten, aber sie gleich umzubringen … Wahrscheinlich lagen Sie von Anfang an richtig.«

Der Polizist stand auf und streckte sich, auf seinem Gesicht wich die Irritation einem Ausdruck aufrichtiger Freude. Er hob die Hände zu einer demütigen Geste und sagte leise und freundlich: »Nun, ich bin froh, dass Sie das jetzt auch so sehen, Commissaire. Andererseits bin ich genauso froh, dass Sie Ihrer Spur nachgegangen sind. Schließlich ist das auch eine Erleichterung für unsere Gemeinde, wenn alle hier ohne gegenseitige Verdächtigungen ihr Leben wieder aufnehmen können.«

»Dann danke ich Ihnen sehr für Ihre Mühe und die Vorbereitungen. Ich werde Sie beim Präfekten lobend erwähnen. Eine ab jetzt sehr ruhige Lese wünsche ich Ihnen – und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.«

Luc trat zu dem Dorfpolizisten und ergriff dessen Hand, die sich widerstandslos schütteln ließ.

»So«, sagte Luc und wandte sich an Yacine, »dann mal ab nach Hause!«

Als sie draußen auf der Dorfstraße standen, sah der junge Algerier den Commissaire wütend an: »Sag mal, was war das denn jetzt? Eben vernehmen wir noch einen Verdächtigen, und jetzt stürmst du hier rein und gibst den Fall ab, und das auch noch, ohne mich vorher einzuweihen!«

»Psst«, zischte Luc und zog Yacine mit sich. Zum Glück war das Fenster zur Polizeiwache geschlossen gewesen. Erst als sie im Auto saßen, sagte der Commissaire: »Du kennst mich doch schon so lange – du weißt doch, wie ich bin, wenn ich flunkere …«

»Ja, eigentlich schon. Aber das eben – du hast doch den Fall abgegeben.«

»Das habe ich, aber nur für Monsieur Balladier. Charlotte Malroix bleibt unser Fall – nur darf er davon nichts wissen.«

Auf Yacines Stirn erschienen Fragezeichen.

»Wie meinst du das?«

»Wenn der Buschfunk in die eine Richtung funktioniert hat und alle schweigen, weil wir da sind, dann funktioniert er hoffentlich auch in die andere Richtung. Und Vincent Balladier wird ganz sicher dafür sorgen, dass schon heute Abend alle wissen, dass wir aufgegeben und das Dorf verlassen haben.«

»Du meinst, dass alle reden, wenn wir wieder weg sind?«

»Genau. Zumindest hoffe ich, dass etwas Bewegung in die Dorfgemeinschaft kommt.



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