Zickenjagd by Mischke Susanne

Zickenjagd by Mischke Susanne

Autor:Mischke, Susanne [Mischke, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2017-01-03T00:00:00+00:00


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Ines hatte sehr wohl bemerkt, wie Josy und ihre biestigen Freundinnen vor der Schule zusammengestanden und dabei zu ihr hinübergesehen und gelacht hatten. Was war wohl so lustig gewesen? Mal wieder ihre Klamotten? Dabei hatte sie inzwischen ihren Fundus aufgestockt und sich noch eine schwarze Cargo-Hose und ein schwarzes Sweatshirt zugelegt. Nie wieder wollte sie diese selbst genähten Leinensäcke tragen. Die Sachen, die sie vor der gescheiterten Mode-Designer-Karriere ihrer Mutter besessen hatte, waren alle inzwischen viel zu eng und zu kurz geworden. Oder lachten sie über ihre neue Frisur? Ines fand, dass sie ihr gut stand, sogar ihre Mutter hatte nichts daran auszusetzen gehabt. »Nettes Mädchen, diese Josy«, hatte sie am Abend nach ihrem Besuch bemerkt.

Ja, Josy konnte nett sein. Aber nur wenn sie alleine war.

In der Pause wollte Ines Josy fragen, ob sie in den nächsten Tagen mal mit ihr zusammen Englisch lernen könnte. Aber kaum strömten die Schüler aus dem Klassenraum, wich Josy ihren Freundinnen nicht mehr von der Seite, geradeso als suche sie bei ihnen Schutz. Auch nach der Schule war sie nicht allein, Lea war bei ihr.

Ines wagte nicht, einfach auf die beiden zuzugehen und Josy anzusprechen. Sie konnte es mit Josy aufnehmen – bei ihr verfügte sie ja über ein wirksames Druckmittel –, aber nicht mit den anderen, da machte sie sich keine Illusionen. Lea war zwar nicht ganz so bösartig wie Veronika, aber auch sie hatte einen scharfen Verstand und eine spitze Zunge.

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als nach Hause zu fahren und Josy von dort aus anzurufen. Sie besaß noch immer kein Handy. Der Friseur war unglaublich teuer gewesen, für ein Handy, selbst für ein billiges Modell ohne Kamera und MP3-Player, hatte ihr Geld nicht mehr gereicht. Seit Tagen versuchte sie, ihre Mutter zu überreden, für sie einen Zweijahresvertrag abzuschließen, denn damit würde man ein schickes Modell umsonst bekommen. »Umsonst? Quatsch! Von wegen umsonst! Das ist alles wohlkalkuliert. Nichts auf dieser Welt ist umsonst – schon gar nicht das Handy bei so einem Vertrag« war alles, was ihre Mutter zu diesem Thema gesagt hatte. Und bei nüchternem Nachdenken und Nachrechnen sah Ines ein, dass sie recht hatte. Sie würde sich ein billiges Handy zulegen mit einer Karte zum Aufladen, gleich nächste Woche. Dieses Wochenende würde sie wieder arbeiten. Nicht dass es ihr sonderlich viel Spaß machte, die halbe Nacht lang Cheeseburger, Pommes und Cola an angetrunkene, pöbelnde Jugendliche zu verkaufen, aber es fühlte sich einfach gut an, eigenes Geld zu verdienen. Nur war es leider in Windeseile wieder ausgegeben. Seit sie Josy näher kannte, waren bei ihr Bedürfnisse entstanden, die sie früher nie gehabt hatte: schöne Unterwäsche, schicke Schuhe, Make-up, Haarspangen, Handtaschen – und eben ein Mobiltelefon.

Aber zunächst wartete eine andere Überraschung auf Ines. Auf der Bank vor dem Haus saß ihre Mutter auf Tuchfühlung mit einem Mann.

»Das ist Bernd«, sagte sie. Ihre Wangen waren gerötet, und wenn sich Ines nicht sehr täuschte, dann war das, was die beiden in ihren Gläsern hatten, irgendetwas Alkoholisches. Bernd stand auf und streckte ihr die Hand entgegen.



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