Woodwalkers – Die Rückkehr (Staffel 2, Band 2). Herr der Gestalten by Katja Brandis

Autor:Katja Brandis
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag
veröffentlicht: 2022-05-15T00:00:00+00:00

Trommelmagie

Tikaani

Frankie hatte offensichtlich Schmerzen, der Biss sah nicht gerade schön aus. »Ich würde sagen, da kommt gleich ’ne Ladung Desinfektionsmittel drauf«, sagte Tikaani und hätte ihn am liebsten selbst verarztet – in ihrem Dorf hätte sie das auch tun dürfen. Doch natürlich traten hier sofort die Lehrer in Aktion. Jedenfalls wühlten sie in ihren Rucksäcken. »Hast du das Erste-Hilfe-Set eingepackt?«, fragte Mrs Jakande Erik Sartorius.

»Nein, ich dachte, du hättest es«, meinte der und dann verzogen beide das Gesicht und sahen sehr, sehr verlegen aus. Tja, es war eben niemand perfekt. Sofort zückte Mr Sartorius sein Funkgerät (Handyempfang gab’s hier keinen) und rief die Schule. Kurz darauf kam die junge, sportliche Lehrerin Miss Jonassen, die auch Tierärztin war, den Wanderweg hochgeeilt. Die war Tikaani beim Kennenlernen sofort sympathisch gewesen, weil sie so natürlich und humorvoll wirkte.

»Pavian-Pech, na so was. Lass mal sehen«, sagte sie zu Frankie und schaute sich seine Hand an. »Ah. Okay. Wir verlegen einfach unseren Medizinunterricht hierher. Willst du westliche Heilkunst oder afrikanische?«

Frankie wirkte neugierig. »Ich probier’s mal mit afrikanischer.«

Tikaani war gespannt. Sie hatte erwartet, dass Miss Jonassen nun ihren Rucksack auspackte, doch stattdessen fragte sie in die Runde: »Welche Heilpflanze haben wir neulich durchgenommen?«

Mehrere Leute aus der Klasse rannten in verschiedene Richtungen davon. Das Schakalmädchen flitzte los und kam mit einer Handvoll eines struppig wirkenden Krauts zurück. Es hatte stachelartige Blätter, die wie ein Strahlenkranz am oberen Teil der drei Stengel saßen. »Hier, reicht das?«

»Sehr gut, Leyla«, lobte Miss Jonassen sie, während Tikaani ihr gespannt über die Schulter schaute. »Das ist Bidens pilosa. Ein sehr nützliches Kraut, das hier in Namibia überall wächst.«

Schon machte sie sich daran, die Blätter zu zerreiben und mit Salbengrundstoff zu vermischen. »Es hat antibakterielle und antifungizide Eigenschaften, wirkt also auch gegen Pilzerkrankungen.«

»Hier, brauchen Sie das auch?« Das sehr dünne Wüstenfuchsmädchen reichte ihr Blätter und Stängel mit schmalen hellgrünen Blättern.

»Wildes Basilikum, das haben wir auch neulich in der Medizinstunde besprochen«, erklärte die junge Ärztin, zerdrückte die Blätter und legte sie auf Frankies Wunde. »Das lindert die Schmerzen. Als Tee würde es einen verkrampften Magen beruhigen.«

Interessiert betrachtete Frankie den grünbraunen Brei auf seiner Hand. »Riecht gut. Brandon würde das wegsnacken, wenn man ihn nicht dran hindert.«

Brandon schnaubte.

»Ist noch jemand verletzt?«, rief Erik Sartorius währenddessen in die Runde.

Ein sehr zierliches Mädchen kam zu Wort. Soweit Tikaani mitbekommen hatte, war sie in zweiter Gestalt eine Termite, ein winziges Insekt. Sie sagte etwas in einer afrikanischen Sprache und Jimmy übersetzte: »Sie hat wunde Füße und fragt, ob das als Verletzung gilt.«

»Na klar. Sucht mir jemand Blätter vom Kampferbusch, bitte?«, bat Lilly Jonassen die Klasse. Als hätte er es vorhergesehen, erschien Tsepo, der Erdmännchenjunge, mit zwei Händen voll silbriger Blätter, die sich ölig anfühlten und scharf-würzig rochen, als Tikaani eins davon zwischen den Fingern zerrieb.

Ruck, zuck hatte die junge Lehrerin daraus eine Paste fabriziert, die sie auf den entzündeten Fuß schmierte. »Hilft als Tee übrigens auch gegen Fieber und Husten.«

Tikaani war fasziniert. Dieses karge, trockene Land schien eine einzige Apotheke zu sein! Und das war auch gut so,

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