Tief in Südamerika: Mit dem Wohnmobil 6 Jahre unterwegs by Gerhard Nußbaummüller Eika Bernauer

Tief in Südamerika: Mit dem Wohnmobil 6 Jahre unterwegs by Gerhard Nußbaummüller Eika Bernauer

Autor:Gerhard Nußbaummüller, Eika Bernauer [Gerhard Nußbaummüller, Eika Bernauer]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand GmbH
veröffentlicht: 2015-12-21T16:00:00+00:00


KOLUMBIEN

Zwischen Guerillaland und Karibikstrand – Februar bis März 2011

Elf Tage vor unserer Einreise nach Kolumbien fanden wir eine Nachricht im Internet: Die kolumbianischen Behörden hatten 141 Antipersonen-Minen und über 900 Kilogramm Sprengstoff der FARC an der Grenze zu Ecuador beschlagnahmt. Sieben Tage vor unserer Einreise lasen wir von einem sichergestellten U-Boot, das Drogenschmuggler benutzt hatten, um bis zu 7 Tonnen Drogen über Flüsse aus dem Dschungel zu transportieren und nach Mexiko zu liefern. Vier Tage vor unserer Einreise fingen venezolanische Behörden ein Schiff mit 3,6 Tonnen Kokain aus Kolumbien ab. Zwei Tage vor unserer Einreise veröffentlichte der Internationale Gewerkschaftsbund einen Bericht, wonach in Kolumbien fast die Hälfte aller registrierten Morde an Gewerkschaftlern verübt werden. Im Jahr 2010 war Kolumbien erneut das Land gewesen, in dem der Einsatz für die grundlegendsten Arbeiterrechte häufiger als irgendwo anders zum Tod geführt hatte. Und während in Genf dieser IGB-Bericht vorgestellt wurde, ließ der Konzern BP in Kolumbien einen Streik der Erdölarbeiter vom Militär beenden.

Kolumbien ist zweifelsohne ein extremes Land und nicht die Reisedestination, die einem Europäer als erstes in den Sinn kommt, wenn er nach seinem Traumziel gefragt wird. Aber wir hatten nun schon einige Erfahrung mit schwierigen Regionen gemacht und trauten uns zu, auch das Land im äußersten Nordwesten Südamerikas zu bereisen – mit der nötigen Vorsicht und dem strikten Einhalten gewisser Regeln natürlich.

Der Grenzübertritt verlief so modern und entspannt wie noch an keiner Grenze bisher: In einem neu errichteten, schicken Gebäude wurde die Aufenthaltsgenehmigung nicht in die Pässe gestempelt, sondern von einer Maschine gedruckt. Der Zöllner machte keine Anstalten, den Jimmy zu durchsuchen, und nach einer Autoversicherung fragte auch niemand. Damit waren wir eingereist.

Nach einem Kilometer folgte die erste Militärkontrolle. Soldaten mit modernsten Waffen hießen uns willkommen. Sie erklärten uns stolz die Funktionsweisen ihrer Gewehre, schauten sich interessiert im Jimmy um und wünschten uns eine gute Reise.

In Ipiales, der ersten Stadt hinter der Grenze, fielen uns bunt bemalte Busse mit Holzaufbauten auf. Bei jeder Fahrzeugverschränkung knarrten sie besorgniserregend, doch rein optisch waren sie eine Bereicherung für den Stadtverkehr. Wir hoben Geld ab und waren plötzlich Millionäre, allerdings nur in kolumbianischen Pesos: Für knapp 400 Euro bekamen wir 1 Million Pesos!

Wenige Kilometer später gerieten wir an die erste Straßenblockade. LKW-Fahrer protestierten gegen die Konkurrenz aus Ecuador. Wir winkten beim Näherkommen und hofften inständig, nicht mit Steinen beworfen zu werden. Die Streikposten erkannten uns als Touristen. Sie begrüßten uns und ließen uns durch. Ebenso erging es uns an der zweiten Blockade tags darauf.

In Pasto verließen wir wieder einmal die Panamericana und bogen nach Osten ab, Richtung Mocoa, in den Dschungel. Eine schmale Piste schlängelte sich an Berghängen dahin, die dicht mit tropischem Wald bewachsen waren. Manche Bäume blühten gerade: Violette Inseln leuchteten in dem alles beherrschenden Grün. Angesichts dieser überbordenden Fülle an Pflanzen konnten wir uns gut vorstellen, dass Kolumbien in Sachen Artenvielfalt weltweit Platz zwei belegte, vor allem, was die Flora betraf. Aber nicht nur die Natur präsentierte sich hier üppig, auch die kleinen Dörfer, die vereinzelt an der Straße lagen, waren mit Blumen geschmückt – ein Anblick, der völlig neu für uns war.



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