Partnerglück - wie eine gesunde und dauerhafte Beziehung gelingt by Werner Bartens

Partnerglück - wie eine gesunde und dauerhafte Beziehung gelingt by Werner Bartens

Autor:Werner Bartens
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Insel Verlag
veröffentlicht: 2017-03-07T16:00:00+00:00


Wenn Partnerglück bedroht ist: Herausforderungen im Alltag

Toleranz üben: Charmante Schrullen nicht zur ärgerlichen Macke werden lassen

Es gibt diese Szene in dem Filmklassiker Harry und Sally, in der er ihr eine leidenschaftliche Liebeserklärung macht. Im Schnee der Silvesternacht gesteht der Titelheld seiner Angebeteten, warum er den Rest seines Lebens unbedingt mit ihr und keiner anderen verbringen möchte – obwohl oder gerade, weil sie so seltsame Angewohnheiten hat: Ihr ist kalt, wenn draußen 25 Grad sind, sie braucht eineinhalb Stunden, um im Restaurant ein Sandwich zu bestellen, und ihr starkes Parfum kann er nach einem Tag mit ihr noch ewig an sich riechen. Das klingt unglaublich romantisch und erweicht jeder Frau das Herz, die den Film sieht.

Diese kurze Episode trifft aber nur die halbe Wahrheit. Im Rausch der Verliebtheit mag der Mann, in diesem Fall Harry, zunächst hingerissen sein von ihrem Frösteln, ihrem Parfum und der launischen Ausdauer, mit der sie im Restaurant ihre Wünsche äußert, um die Bestellung im nächsten Moment doch wieder zu ändern. Im Abnutzungskampf einer chronischen Beziehung werden ihn jedoch genau diese Eigenarten irgendwann nerven. Das positive Bild von ihr verzerrt sich schon bald, wenn beide nicht aufpassen. Er wird sie verfluchen, sie vielleicht sogar dafür hassen, wenn sie mal wieder an warmen Tagen friert, der süßliche Duft nicht aus seinem Anzug weicht und sie schon wieder einen Kellner mit ihren Sonderwünschen in den Wahnsinn treibt.

Ein zuverlässiges Anzeichen dafür, dass sich die Wahrnehmung des Partners langsam ändert und ins Gegenteil zu kippen droht, besteht darin, dass die Vorwürfe irgendwann mit den Wörtern »immer«, »ständig«, »andauernd« oder auch den Begriffen »nie«, »kein« und »nicht ein einziges Mal« garniert sind. Diese Generalisierung zeigt an, dass der liebevolle Großmut nahezu aufgebraucht ist, mit dem man bisher die Eigenheiten des anderen betrachtet oder gar darüber hinweggesehen hat.

Dabei muss man sich immer (!) wieder klarmachen, was für ein großes Geschenk es ist, wenn zwei Menschen zueinander finden, zart miteinander umgehen, sich vertrauen und zusammenbleiben möchten. Es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass man voneinander angezogen ist, so unterschiedlich und eigen, wie wir alle sind. Und so fremd und unpassend, wie uns viele andere vorkommen.

Außerdem tritt jeder Mensch mit einer anderen Geschichte, mit anderen Erfahrungen, anderen Ängsten und Vorlieben in das Leben des anderen. Dieses Unbekannte und Geheimnisvolle macht zu Beginn einer Beziehung oft gerade den Reiz aus. Es ist spannend, die vielen neuen Eigenschaften zu entdecken, die der andere mitbringt und die manchmal besonders liebenswert und charmant wirken. Attraktiv ist gerade das Fremde, das man so noch nicht gesehen und erlebt hat – und in das man sich verliebt. Bisher konnte man sich ja gar nicht vorstellen, wie kompliziert die Bestellung im Restaurant sein kann!

Diese zunächst so betörenden Eigenheiten unterliegen jedoch einem bemerkenswerten Wandel, sobald die Beziehung älter wird. Zu Beginn einer Partnerschaft werden sie noch als liebenswürdige Marotten gesehen. Sie gehören zu der besonderen Note, die den neuen Partner so anziehend macht. Doch bald schon beeinträchtigen sie den gemeinsamen Alltag. Das Einzigartige im anderen wird nur noch als eigenwillig beurteilt. Aus der Marotte wird die Macke, mit der einem der Partner irgendwann vor allem auf die Nerven geht.



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