Partner auf Augenhöhe? by Verlag Bertelsmann Stiftung

Partner auf Augenhöhe? by Verlag Bertelsmann Stiftung

Autor:Verlag Bertelsmann Stiftung
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bertelsmann Stiftung
veröffentlicht: 2017-11-15T00:00:00+00:00


7Ertrag der Analyse und Forschungslücken

Es gibt in Deutschland markante Ungleichheitsverhältnisse, die sich auch im Bildungssystem beobachten lassen und für Kinder zu Barrieren auf ihrem Bildungsweg führen. Bildungs- und sozialpolitisches Ziel ist es daher schon seit längerem, mehr Chancengerechtigkeit herzustellen, Bildungsungleichheiten zu vermindern und allen Kindern gleiche (Start-)Chancen zu ermöglichen. Verschiedene Reformen, Initiativen und Programme innerhalb der Bildungsinstitutionen zielen darauf ab, Bildungsungleichheiten abzubauen. Aber auch eine neue und gezielte Gestaltung der Schnittstelle von Bildungsinstitution und Familie soll für mehr Chancengerechtigkeit sorgen. Dabei wird eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Kindertageseinrichtungen bzw. Schulen und Familien gefordert, eine stärkere Beteiligung von Eltern und eine vermehrte und intensivierte Zusammenarbeit mit Familien. In der Realität finden sich diese Forderungen in zentralen Dokumenten (auf der Ebene bildungs- und sozialpolitischer Steuerung, in Aus- und Fortbildungsmanualen etc.), fachlichen Diskussionen sowie in Berichten aus der früh- und primarpädagogischen Praxis 132. Dabei stellen diese Ansätze eine mitunter zentrale Antwort auf die Frage dar, wie bestehende (Bildungs-)Ungleichheiten vermindert und allen Kindern in Bildungsinstitutionen dieselben Chancen eröffnet wie auch (schulische) Erfolge ermöglicht werden können.

Ausgehend von der Beobachtung gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse und den skizzierten Entwicklungen, stand in diesem Buch das Themenfeld Elternbeteiligung, Zusammenarbeit und Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Familien im Fokus, wobei der Schwerpunkt auf den Bereich der Kindertageseinrichtungen und Grundschulen gelegt wurde. Aus einer erziehungs- und sozialwissenschaftlichen, ungleichheits- und kindheitstheoretischen Perspektive wurde die Schnittstelle von Bildungsinstitution und Familie genauer betrachtet: wie sie gestaltet wird, gestaltet werden soll und welche (ungleichheitsrelevanten) Konsequenzen bzw. Effekte sich hieraus jeweils für die unmittelbar beteiligten Akteure – die pädagogischen Fachkräfte, die Lehrkräfte, die Eltern und die Kinder bzw. die Schülerinnen und Schüler – ergeben.

Um gesellschaftliche Kontexte wie die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie bildungs- und sozialpolitische Vorgaben und fachliche, praxisbezogene Diskurse zu berücksichtigen, wurden erstens drei empirische Schlaglichter auf Phänomene geworfen, die sich der gesellschaftlichen Makroebene zuordnen lassen. Es handelt sich zunächst um die Verankerung der Thematik 'Zusammenarbeit und Bildungsund Erziehungspartnerschaft' in den Rechtsgrundlagen der Bundesländer für die Schulen und in denjenigen für die Kindertageseinrichtungen auf Ebene des Bundes und der Länder; hinzu kommen die Darlegungen der Thematik in den Bildungs- und Erziehungsplänen auf Länderebene sowie schließlich die Debatte um Elternbeteiligung, Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Familien in praxisorientierten Fachzeitschriften. Bislang wurden diese spezifischen Dokumente (Rechtsgrundlagen, Pläne, Praxiszeitschriften) als Forschungsgegenstand in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften kaum berücksichtigt. Von ihnen gehen aber (bisher zumeist kaum erforschte) Effekte auf die Ausgestaltung von Elternbeteiligung, Zusammenarbeit und Partnerschaft aus.

Zweitens wurden nationale und internationale wissenschaftliche Studien zum Themenfeld Elternbeteiligung, Zusammenarbeit und Partnerschaft systematisiert und aufbereitet. Betrachtet wurden v. a. solche Studien, die Phänomene auf der Mikroebene der Wahrnehmung, des Denkens und Handelns der Akteure – pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Eltern und Kinder – untersuchen. In den Interaktionen und in den (darauf bezogenen) Schilderungen der Akteure werden alltägliche und subtile Erfahrungen sozialer Differenz in Bildungskontexten anschaulich. Die Studien geben somit Einblicke in konkrete Formen und Vollzüge der (Re-)Produktion) von Bildungsungleichheit als multikausalem Phänomen. Der internationale Blick dient dazu, bislang in der deutschen Debatte kaum rezipierte Befunde und Argumente zu berücksichtigen. Auf diese Art und Weise ist eine differenziertere und



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