Mythos by Stephen Fry

Mythos by Stephen Fry

Autor:Stephen Fry
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2018-04-15T00:00:00+00:00


Die Hochzeit von Kadmos und Harmonia

Die fünf Gründerväter von Theben erhielten die Namen ECHION, UDAIOS, CHTHONIOS, HYPERENOR und PELOR.98 Unter Aufsicht von Kadmos und seiner getreuen Armee tyrischer Gefolgsleute bauten sie allmählich eine Zitadelle, die Kadmeia, aus der sich eine florierende Stadt entwickelte. Im Lauf der Zeit wurde diese Stadt zum mächtigen Stadtstaat Theben.99 Die dicke Mauer, die sie umschloss, war mit sieben großen Bronzetoren versehen, von denen jedes einem olympischen Gott gewidmet war.

Die Mauer wurde von AMPHION und ZETHOS gebaut, Zwillingsbrüder, Kinder von Zeus und ANTIOPE, der Tochter des einheimischen Flussgottes ASOPOS. Hermes war ein Liebhaber von Amphion gewesen und hatte ihm beigebracht, wie man die Lyra spielt. Als die Mauer rund um Kadmeia gebaut wurde, sang Amphion zur Lyra und die schweren Steine, die Zethos schleppte, waren von der Musik so verzaubert, dass sie geradezu auf ihre Plätze flogen und die Mauer somit in Windeseile entstand. Aus diesem Grund werden Amphion und Zethos ebenso wie Kadmos als Gründer von Theben bezeichnet.

Als die Arbeit beendet war, kümmerten Kadmos und Harmonia sich um ihre Hochzeit. Von Titanen und Göttern abstammend, verbunden mit denen, die von den Olympiern bestraft wurden, dennoch sehr sterblich und sehr menschlich, würde man das Paar heute als ein »ikonisches Powercouple« bezeichnen. Unsere Presse und die sozialen Medien würden es sich nicht nehmen lassen, sie »Kadmonia« zu taufen.

Ihr Status als führendes Liebespaar der bekannten Welt bedeutete, dass ihr Hochzeitsfest wie bei keiner Verbindung von Sterblichen zuvor ein gesellschaftliches Ereignis war. Die Ranghöchsten im Land wie im Himmel hatten sich eingefunden. Die Geschenke waren umwerfend. Aphrodite lieh Harmonia ihren Hüfthalter, ein magisches Dessous, dass die Kraft hatte, ein stürmisches und geradezu schwindelerregendes Verlangen auszulösen.100 Man sagt, dass Harmonia sexuell gehemmt war und ihre Liebe zu Kadmos erst noch vollzogen werden musste. Dieser Hüfthalter, von der Göttin der Liebe und Schönheit (die möglicherweise auch Harmonias Mutter war) für die Flitterwochen ausgeliehen, erwies sich also als Geschenk von beträchtlichem Wert.

Aber kein Hochzeitsgeschenk konnte das Halsband übertreffen, das Kadmos seiner Braut überreichte. Es war das schönste Schmuckstück, das man je gesehen hatte. Aus herrlichstem Chalzedon, Jaspis, Smaragden, Saphiren, Jade, Lapis, Amethyst, Silber und Gold gefertigt, rief es unter den Gästen Seufzer der Bewunderung hervor, als Kadmos es um den Hals seiner schönen Frau legte.101 Es wurde getuschelt, das Halsband wäre ein Geschenk von Aphrodite gewesen.

Es wurde weiterhin getuschelt, Hephaistos hätte die Kette hergestellt. Und man tuschelte außerdem, dass Aphrodite ihn gebeten hätte, sie herzustellen, weil sie ihrerseits dazu von ihrem Liebhaber Ares aufgefordert worden war, der – falls Sie sich erinnern – auf Kadmos immer noch böse war wegen des erschlagenen Ismenischen Drachen. Denn die grausame und schockierende Wahrheit ist, dass die Kette verflucht war. Unwiderruflich verflucht. Jämmerliches Unglück und tragische Schicksalsschläge würden jeden treffen, der diese Kette trug oder besaß.

Das alles ist gleichermaßen verwirrend wie faszinierend. Wenn Ares und Aphrodite wirklich Harmonias wahre Eltern waren, warum würden sie ihre eigene Tochter dem Untergang weihen wollen? Alles, um den Tod einer Wasserschlange zu rächen? Davon abgesehen, konnte die süße Harmonia wirklich



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