Mutterschaft und Wissenschaft by Unknown
Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658309329
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden
12.2 Persönliche Rückblicke
In diesem Buch geht es um Mutterschaft und Wissenschaft. Wir, die beiden Autorinnen, sind Mütter und Wissenschaftlerinnen und vor allem sind wir Freundinnen. Dies wird ein biografischer Text anhand dessen wir zeigen wollen, welche Ãhnlichkeiten und Unterschiede in unseren Entwicklungen darauf hindeuten, was das Zusammenspiel von Mutterschaft und Wissenschaft für die eigene Lebensgestaltung bedeuten kann. Wir sind Freundinnen, wir sind Kolleginnen und wir kennen uns seit unserem gemeinsamen Studienbeginn der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Wir haben jeweils ein Kind, ein Mädchen und einen Jungen, zwei Jahre Altersunterschied trennen die beiden. Antonia kommt aus dem Osten, Kathi kommt aus dem Westen â besser gesagt aus Westberlin â was durchaus eine wichtige Unterscheidung ist. Wir leben seit vielen Jahren im Zentrum der Stadt Berlin, zeitweise auch gemeinsam im Prenzlauer Berg in den 1990er-Jahren. Die Väter unserer Kinder stammen jeweils von der anderen Seite des ehemals geteilten Deutschland. Kathi, West-Berlinerin, war mit einem Ostberliner verheiratet â Antonia, Ostdeutsche ist mit einem Westdeutschen zusammen. Soweit die Gemeinsamkeiten und Unterschiede die uns gleichzeitig verbinden und bereichern. Was uns besonders verbindet ist unsere Leidenschaft für unser Fach Politikwissenschaft, für unser Interesse am Politischen, nicht nur aus wissenschaftlicher, sondern auch aus gesellschaftspolitischer Sicht. Viele, viele Stunden haben wir diskutiert: über gesellschaftspolitische Fragen, über die Friedliche Revolution aus Ost- und Westberliner Perspektive, über die Wiedervereinigung, über Links und Rechts, über Hochschulpolitik, über Missstände in unserer Gesellschaft, über Gleichstellung und Feminismus. Viele, viele Stunden haben wir auch über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Themen geredet. Nachdem unsere Kinder geboren worden waren, fokussierten sich unsere Gespräche auf unsere familiären Erfahrungen, unsere Biografien, unsere Auseinandersetzungen mit den Partnern aus dem jeweils anderen Teil der Republik (mit dem jeweils unterschiedlichen Familienbild) und auch natürlich auf die Kindererziehung. Manchmal gingen wir es auch wissenschaftlich an: wir reflektierten unsere eigene Erziehung â jeweils unterschiedlich in Ost und West â und die Rolle unserer eigenen Mütter als Vorbilder â sowohl in ihrer Mutterrolle, als auch beruflich. Wir diskutierten die Unterschiedlichkeit unsere Herkunftsmilieus und unserer Prägung durch das Aufwachsen in einer Diktatur bzw. Demokratie, das Aufwachsen in Sozialismus und Kapitalismus. Die wissenschaftlichen Reflektionen über diese grundlegenden biografischen Unterschiede und über die gemeinsamen Auffassungen darüber, welche Form von Elternschaft wir leben wollen, war unser Beitrag zur Verständigung zwischen Ost und West. Uns ist von Anfang an bewusst gewesen, dass unsere Rolle als Mütter auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung ist. Wahrscheinlich haben wir deswegen unsere Mutterrolle auch immer als Politikwissenschaftlerin betrachtet und tun das auch fortlaufend. âDas Private ist politischâ â das war das Motto der zweiten Frauenbewegung. Nach unserer gemeinsamen errungenen Auffassung sollte auch das Motto jeder persönlichen Auseinandersetzung damit sein, was im Leben privat und was öffentlich ist, und wie viel Verantwortung wir für unser individuelles Fortkommen, aber auch für das der Gesellschaft tragen.
Im folgenden persönlichen Text wollen wir unsere Geschichte ein wenig genauer aufschreiben und damit den Leser*innen einen Einblick darin geben, was unsere Auseinandersetzung mit dem komplexen Themenfeld Mutterschaft und Wissenschaft ganz konkret für uns bedeutet hat.
Zusammenfassend kann man sagen, dass
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