Lotos: Die sexuellen Ausschweifungen der amerikanischen Hippie-Generation (German Edition) by Jerry Roth

Lotos: Die sexuellen Ausschweifungen der amerikanischen Hippie-Generation (German Edition) by Jerry Roth

Autor:Jerry Roth [Roth, Jerry]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-10T16:00:00+00:00


Zehntes Kapitel

Als ich in meinem Appartement ankam, war Lotos von ihrem kurzen Abstecher aufs Land wieder zurück. Smith stand ebenfalls in dem Zimmer umher und machte ein mürrisches Gesicht, gleich einem alten Schuh.

»Was fehlt dir denn?«, fragte ich ihn.

»Myrtle hat mich verlassen. Sie ist zu Eddie Bonzo gezogen.«

Man erwartet seit langem irgendetwas, aber es ist solange nicht wirklich, bis man dann den Schmerz verspürt. Das Feuer in Smiths Augen war erloschen. Sie waren stumpf. Wir zündeten uns einen Joint an und starrten nachdenklich auf die Wände, bis uns Lotos das Essen servierte: frischer Mais, Tomaten und Gurken. Es sollte ein Festschmaus werden, eine Überraschung, aber wir aßen kaum etwas davon.

Anschließend rauchten wir zu dritt beinahe eineinhalb Unzen, aber keiner von uns wurde stoned.

»Ich habe etwas LSD«, sagte Lotos. »Einer der Typen auf der Farm hat es mir geschenkt. Es ist mandarinefarben.«

Ich hatte keine Lust auf einen Trip und war der Meinung, dass Smith in seinem Zustand ebenfalls keinen nehmen sollte. Aber Lotos und Smith widersprachen mir.

»Die Traurigkeit ist ebenso ein Teil unseres Lebens wie das Glück«, sagte Lotos. »Trips sind nicht nur für gute Zeiten. Man kann die Traurigkeit durch LSD schneller vertreiben.«

Smith warf den Trip um drei Uhr morgens ein. Er saß lange Zeit ruhig auf der Couch, wobei er seinen Oberkörper auf und ab bewegte wie ein religiöser Jude. Lotos und ich wollten ihn alleine lassen und einfach ignorieren, aber dennoch immer ein aufmerksames Auge auf ihn werfen. Etwas später schlief ich ein. Smith weckte mich eine Stunde später; Tränen rannen über seine Wangen, aber seine Stimme klang beherrscht.

»Ich werde mit meinem Kummer allein nicht fertig«, sagte er.

»Was soll ich denn tun?«

»Trip mit mir, es ist zu einsam hier allein. Ich brauche jemand, der bei mir ist.«

Ich nahm das Acid und wartete, bis es wirkte. Es war mein zehnter oder elfter Trip. Ich hatte bemerkt, dass, je mehr LSD ich nahm, desto besser mein Körper es vertragen konnte. Während ich auf meinem ersten Trip nicht einmal in der Lage war, mich zu bewegen, lernte ich bald herumzugehen oder gar zu laufen und ein Fahrrad zu fahren (obwohl dies eine ziemlich mühselige Angelegenheit ist, da die Räder mehr der Form eines Footballs gleichen als einem runden Kreis). Meine späteren Trips waren irgendwie langweiliger gewesen, brachten weniger an neuen Entdeckungen. Lotos behauptete, dass das Acid heute sich von dem Stoff, den wir früher genommen hatten unterscheiden würde. Sie sagte, man würde sich erzählen, dass die Mafia das LSD mit Pervitin durchsetzen würde, um so jeden auf das Zeug süchtig zu machen. Aber der Trip, den ich zusammen mit Smith eingeworfen hatte, war faszinierend.

Zuerst drang der Ton von Millionen von Kolibris auf mich ein. Als ich aufsah, bemerkte ich ihre transparenten Flügel – durchsichtiges Zellophan; ich sah durch ein rundes Tausend hindurch, ohne dass sich die Sicht verschlechtert hätte. Als die Sonne aufging und der strahlende Morgen in unser Zimmer drang, schimmerten die Kolibris in kräftigen Regenbogenfarben. Ich legte meine Hand auf Smiths Schulter und fühlte die Traurigkeit, die sich wie



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