Götter in Gold by Nick Kyme

Götter in Gold by Nick Kyme

Autor:Nick Kyme
Die sprache: eng
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2018-11-27T16:18:44+00:00


Kapitel sechzehn

Die Stadt Vorganthian, Kobor, im Lichte Terras

Gedd beugte sich vornüber, ihre Hände auf den Knien, während sie versuchte, zu atmen. Sie spürte die Kälte kaum. Das Bild des abgeschlachteten Priesters kehrte zurück, sobald sie die Augen schloss, also starrte sie in die Ferne und versuchte, die Dunkelheit nicht hereinzulassen. Sie hatte etwas in der Lagerhalle gespürt, eine Präsenz, die gleichzeitig da und nicht da war. Sie verweilte, wie Rauch in der Kleidung nach einem Feuer oder der Geschmack von verdorbenem Fleisch. Sie hatte Gedd gesehen.

Gedd wollte schreien, an ihren Augen reißen, als könnte sie sich dadurch von der Erinnerung befreien. In ihrem Geiste setzte sich das schreckliche Bildnis taumelnd in Bewegung, löste sich von seiner Kreuzigung und floh auf seinen zerfetzten Fleischflügeln, mit einem höllischen Kreischen, das widerhallte, während sie –

Gedd biss sich auf die Lippe und der Schmerz brachte sie zurück.

Sie sah eine Gestalt, die sich unsicher durch den Schnee bewegte, der sich seit ihrem Aufenthalt in der Lagerhalle nur noch verschlimmert zu haben schien. Gedd zog die Verifikator. Sie zielte unsicher, aber sie schaffte es, die Waffe fest genug zu halten, um die Brust der Gestalt ins Visier zu nehmen.

»Halt«, sagte sie und versuchte, ihrer Stimme etwas Selbstvertrauen zurückzugeben. »Friedenswächter. Ich bin bewaffnet. Komm nicht näher.«

Die Gestalt kam weiter auf sie zu, murmelte vor sich hin und schwankte wie betrunken. Etwas an ihrem taumelnden Gang war nicht richtig, und ein langer, ununterbrochener Speichelstrang hing vom Mund der Gestalt herab.

»Ich warne dich.«

Sie sah aus wie eine der Jammergestalten, die sie früher in einer Türöffnung hatte herumlungern sehen.

Sie näherte sich weiter, als hätte sie sie nicht gehört. Gedd feuerte einmal in den Boden, in der Hoffnung, der Schuss würde die Gestalt aus ihrer seltsamen Trance herausreißen, aber sie reagierte nicht einmal. Gedd schätzte, dass sie etwa fünf Meter entfernt war. Schnee klebte an ihrem Gesicht und ihrer Kleidung. Ein merkwürdiger Schmerz begann, sich hinter Gedds Zähnen zu bilden. Sie zuckte zusammen. Dann wurde es schlimmer. Es schien mit der Nähe der Gestalt zusammenzuhängen. Ihr Blick verschwamm. Die Gestalt fing an zu stöhnen und dann zu schreien, wobei sie den Kopf zurückwarf und sich an den Schädel griff, winzige Blitzbögen stürzten ihr aus Mund und Augen. Gedd feuerte und verzog das Gesicht, als sich ihr Kopf anfühlte, als würde er zerspringen. Die Kugel riss die Schulter der Gestalt in einer Wolke aus Blut auf und löste einen Stofffetzen aus ihren Lumpen. Sie taumelte, hielt aber nicht an. Die Blitzbögen wurden schlimmer. Sie spürte die Hitze. Ihr eigener Schmerz verstärkte sich. War das mit dem armen Bastard passiert, den sie und Klein abseits der Tiefengalerie gefunden hatten?

»Ich sagte … Stopp!«, schrie sie und feuerte dreimal.

Gedd konnte kaum etwas sehen, aber sie wusste, dass wenigstens eine ihrer Kugeln ihr Ziel erwischt hatte, als die Gestalt zusammensackte und fiel. Dunkles Rot lief über den Schnee.

»Es tut mir leid …«, flüsterte sie, atemlos und verängstigt, und fiel auf die Knie. Das Hämmern in ihrem Kopf wurde zu dem Gebrüll eines nervenzerfetzenden Tinnitus, der nicht nachließ, obwohl die Gestalt, die sie für den Verursacher gehalten hatte, tot war.



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