Die Familienfeier: Roman (German Edition) by Kinsella Sophie
Autor:Kinsella, Sophie [Kinsella, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2022-07-18T00:00:00+00:00
ZWÃLF
Als ich durch den Eingang zur Bar krieche, reise ich augenblicklich in der Zeit zurück. So viele Stunden habe ich hier verbracht. Der Raum hat fast Stehhöhe, ein abgewetztes, altes Sofa, fadenscheinige Teppiche, eine Kommode, der eine Schublade fehlt, und ein zweckentfremdetes Bücherregal. Darauf steht ein Neonschild mit der Aufschrift Cocktails , das Gus mal zum Geburtstag bekommen hat. Ich schalte es an â und zu meiner Freude leuchtet es noch. Jetzt brauchen wir nur noch was zu trinken. Wo bleibt Bean eigentlich?
Ich zücke mein Handy, um ihr zu schreiben, doch da höre ich eine vertraute Stimme, die ruft: »Verflixte Kiste!«
»Alles okay bei dir?« Eilig trete ich an das Loch im Boden und spähe die Leiter hinab, wo ich Bean im Gästezimmer stehen sehe, mit einer Flasche und drei Gläsern in Händen.
»Wie soll ich denn die Sachen da hochkriegen?«, fragt sie schnaufend. »Wie haben wir das früher bloà gemacht?«
»Keine Ahnung. Haben wir einfach. Hier, reich sie mir rauf! Schnell, bevor dich jemand sieht!«
Nur wenig später sind Flasche und Gläser und auch Bean heil oben auf dem Dachboden. Staunend blickt sie sich um.
»Hier war ich seit Jahren nicht mehr«, sagt sie und sticht mit dem Finger in ein mottenzerfressenes Kissen. »Ist ziemlich schrottig, oder?«
»Das ist doch nicht schrottig!«, sage ich und bin im Namen der Bar direkt etwas verletzt. »Es hat Charakter.«
»Na, ich werde es nicht vermissen.«
»Ich aber.«
»Effie, du vermisst doch alles «, sagt Bean liebevoll entrüstet. »Jeden Stein, jede Spinnwebe, jeden noch so kurzen Moment, den wir hier verbracht haben.«
»Es waren gute Momente«, sage ich entrüstet. »Selbstverständlich vermisse ich sie.«
Als Bean gerade drei Gläser WeiÃwein einschenkt, taucht Gus an der Leiter auf und blickt sich verblüfft um.
»Dieser Dachboden!«
»Ja, oder?«, sagt Bean. »Ich war bestimmt schon seit zehn Jahren nicht mehr hier. Komm und trink was! Wir müssen reden.« Gus hievt sich herauf, schlieÃt die Falltür, nimmt sich ein Glas Wein und setzt sich aufs Sofa.
»Cheers!« Er hebt sein Glas, nimmt einen Schluck, dann wendet er sich mir zu. »Was machst du eigentlich hier? Ich dachte, du kommst nicht. Hast du nicht ein Date mit einem Olympioniken?«
»Das war alles ausgedacht«, gebe ich zu. »Ich bin schon die ganze Zeit hier. Nur nicht offiziell. Erzähl es niemandem! Allein du und Bean wissen davon. Und Joe.«
»Joe weià es?«
»Sie saà unter dem Konsolentisch und hat alles mitangehört, was beim Essen geredet wurde«, sagt Bean, und Gus prustet seinen Wein heraus.
»Bitte?«
»Es war ziemlich unterhaltsam«, sage ich.
»Aber wieso?«, fragt Gus fassungslos. »Wieso bist du nicht einfach ganz normal zur Party gekommen?«
»Ich wollte nicht«, sage ich geduldig. »Ich bin nur hier, um meine russischen Püppchen zu holen. Ich wollte nur kurz rein und wieder raus. Bin dann aber doch geblieben.«
»Deshalb hast du von den russischen Püppchen gesprochen.« Er sieht Bean an. »Du hättest mich ruhig warnen können. Ich habe fast einen Herzinfarkt gekriegt, als Effie plötzlich im Badezimmer durch die Decke geguckt hat!«
»Anders konnte ich dich nicht erreichen!«, sage ich zu meiner Verteidigung. »Du hast nicht auf dein Handy geguckt!«
»Na, dein Glück, dass ich nicht in der Wanne lag.
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