Die Brüder Karamasow by Dostojewski Fjodor
Autor:Dostojewski, Fjodor [Dostojewski, Fyodor]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2023-10-20T00:00:00+00:00
Denn das Weib ist falscher Art,
und die Arge liebt das Neue.
Ich bin mit Odysseus einverstanden, der sagt das irgendwo bei Schiller.â
âIch verstehe Sie nicht.â
âBin ich etwa betrunken?â
âNein, nicht betrunken, schlimmer als das.â
âIch bin seelisch betrunken, Pjotr Iljitsch, seelisch betrunken! Aber genug davon, genug!â
âWas machen Sie denn da? Wollen Sie die Pistole laden?â
âJa, das will ich.â
Mitja hatte in der Tat den Pistolenkasten geöffnet, er machte das Pulverhorn auf, schüttete sorgfältig die Ladung hinein und drückte sie fest. Darauf nahm er eine Kugel und hielt sie zwischen zwei Fingern, vor sich nahe an die Kerze, bevor er sie in den Lauf schob.
âWarum betrachten Sie denn die Kugel so?â fragte Pjotr Iljitsch, der mit Neugier und Unruhe Mitjas Bewegungen verfolgte.
âNur so ein Einfall. Wenn du vorhättest, dir diese Kugel ins Gehirn zu jagen, würdest du sie dir dann beim Laden der Pistole genauer ansehen oder nicht?â
âWas für einen Sinn sollte das haben?â
âSie wird in mein Gehirn eindringen â daher ist es interessant zu erfahren, wie sie beschaffen ist⦠Ãbrigens ist das Unsinn, bloà ein dummer Gedanke⦠So, fertigâ, fügte er hinzu, nachdem er die Kugel hineingeschoben und mit Werg festgestopft hatte. âLieber Pjotr Iljitsch, das ist ja alles nur Unsinn! Wenn du wüÃtest, was für ein schrecklicher Unsinn! Bitte, gib mir jetzt ein Stückchen Papier!â
âDa ist welches.â
âNein, glattes, reines, um darauf zu schreiben. So, schön!â
Mitja nahm eine Feder vom Tisch, schrieb schnell zwei Zeilen auf das Papier, faltete es vierfach zusammen und steckte es in seine Westentasche. Die Pistolen legte er in den Kasten, schloà ihn mit einem Schlüsselchen zu und nahm ihn in die Hand. Darauf blickte er Pjotr Iljitsch an und lächelte lange nachdenklich.
âJetzt wollen wir gehen!â sagte er.
âWohin denn? Nein, warten Sie⦠Am Ende wollen Sie sich die Kugel selbst ins Gehirn jagen?â sagte Pjotr Iljitsch beunruhigt.
âUnsinn! Ich will leben, ich liebe das Leben! Das sollst du wissen! Ich liebe den goldlockigen Phöbus und sein flammendes Licht⦠Lieber Pjotr Iljitsch, verstehst du, beiseite zu treten?â
âBeiseite zu treten, was soll das heiÃen?â
âJemandem den Weg freigeben. Einem geliebten Wesen und einem verhaÃten Menschen den Weg freigeben. Und zwar muà man den Weg so freigeben, daà einem auch der verhaÃte Mensch lieb wird! Und man muà zu ihnen sagen: Gott sei mit euch, bitte, geht vorbei, ich aberâ¦â
âSie aber?â
âGenug, wir wollen gehen!â
âMein Gott, ich werde jemand sagen, man soll Sie nicht dahin lassen. Was wollen Sie denn jetzt in Mokroje?â
âEine Frau ist dort. Eine Frau, laà dir das genug sein, Pjotr Iljitsch. Basta!â
âHören Sie mal, wenn Sie auch ein wilder Geselle sind, so haben Sie mir doch immer gefallen⦠deshalb mache ich mir jetzt Sorgen um Sie.â
âIch danke dir, Bruder. Ich bin ein wilder Geselle, sagst du. Jawohl, die wilden Gesellen. Ich wiederhole nur das eine: die wilden Gesellen! Ah, da ist ja Mischa, ich hatte gar nicht mehr an ihn gedacht.â
Mischa kam eilig mit einem Päckchen eingewechselten Geldes herein und meldete, bei den Plotnikows seien alle in Bewegung und schleppten Flaschen und Fisch und Tee zusammen; gleich werde alles bereit sein. Mitja nahm einen Zehnrubelschein und reichte ihn Pjotr Iljitsch; einen zweiten warf er Mischa hin.
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