Der Spieler oder Roulettenburg - Aus den Aufzeichnungen eines jungen Mannes by Fjodor Dostojewskij
Autor:Fjodor Dostojewskij [Dostojewskij, Fjodor]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783423430579
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2016-10-07T00:00:00+00:00
Kapitel 12
GroÃmutter scharrt schon mit den Hufen. Das Roulette hat sich ihr tief ins Hirn eingebrannt. Alles andere interessiert sie jetzt herzlich wenig, überhaupt ist sie hochgradig zerstreut. So stellt sie unterwegs keine Fragen mehr, ganz im Gegensatz zum letzten Mal. Als sie eine Prachtkutsche vorbeirauschen sieht, hebt sie gerade mal die Hand und fragt: Was ist? Wer? ⦠ohne auf die Antwort achtzugeben. Ihr nachdenklicher Zustand ist andauernd von hektischen hastigen Körperbewegungen und allen möglichen Anwandlungen durchsetzt. Und als ich ihr, kurz bevor wir am Kurhaus ankommen, von ferne den Baron und die Baronin von Wurmerhelm zeige, schaut sie unkonzentriert hin, lässt wie beiläufig ein Ah! fallen und dreht sich rasch zu Potapytsch und Marfa, die ihr hinterherwackeln, um:
»Und ihr? Was klebt ihr an mir wie die Kletten? Soll euch wohl ewig mitschleppen, wie? Husch nach Hause! Einer reicht mir«, fügt sie hinzu, sobald sich die beiden gehetzt verbeugen und zurück zum Hotel humpeln.
Im Kurhaus wird GroÃmutter bereits erwartet. Ihr alter Platz neben dem Croupier wird gleich freigeräumt. Ich habe das Gefühl, diese Croupiers â die sich immer so förmlich geben, als seien sie ganz gewöhnliche Beamte, denen es vollkommen gleichgültig ist, ob die Bank gewinnt oder verliert â sind überhaupt nicht gleichgültig, was den Verlust der Bank anbetrifft, und mit den nötigen Instruktionen ausgestattet, um die Spieler heranzulocken und die Interessen der Institution nach bestem Gewissen zu vertreten, wofür sie ohne Frage auch Prämien und Boni bekommen. Wie dem auch sei, sie sehen GroÃmutter bereits als leichte Beute an. Und schlieÃlich geschieht haargenau das, was wir alle befürchtet haben.
Folgendes passiert:
GroÃmutter stürzt sich geradezu auf Zéro und lässt nacheinander jedes Mal zwölf Friedrichsdor setzen. Einmal, zweimal, dreimal, viermal â aber Zéro will und will nicht fallen. Los, setzen! Und los!, treibt sie mich unwirsch an. Ich gehorche.
»Wie oft haben wir jetzt verloren?«, fragt sie mich endlich, vor Ungeduld mit den Zähnen knirschend.
»Schon zwölf Mal, GroÃmutter. Insgesamt 144 Friedrichsdor. Ich sage Ihnen doch: Bis zum Abend wird es gewiss nicht â¦Â«
»Mund halten!«, fährt mich GroÃmutter an. »Setz auf Zéro und noch 1000 Gulden auf Rot. Hier, nimm den Scheck.«
Rot gewinnt, aber Zéro ist wieder geplatzt. Wir bekommen 1000 Gulden zurück.
»Kannst mal sehen!«, zischt GroÃmutter. »Fast alles, was wir verloren haben, holen wir uns jetzt zurück. Los, setz auf Zéro. Wir machen es noch zehnmal, und dann ist gut.«
Doch nach dem fünften Mal ist GroÃmutter ganz niedergeschlagen.
»Vergiss diese Zéro, diesen Seeräuber. Zum Teufel mit ihm. Hier, setz alle 4000 Gulden auf Rot«, weist sie mich an.
»GroÃmutter! Das ist zu viel! Und was, wenn Schwarz fällt?« Aber GroÃmutter erschlägt mich fast. (Ãberhaupt stöÃt sie mich dauernd so kräftig an, dass es sich beinahe wie Prügel anfühlt.) Was bleibt mir anderes zu tun, als die gesamte Summe, die wir kürzlich gewonnen haben, auf Rot zu setzen? Das Rädchen dreht sich. GroÃmutter sitzt ruhig und in stolzer Körperhaltung, sie ist sich absolut siegesgewiss.
»Zéro«, verkündet der Croupier.
Zuerst begreift GroÃmutter nicht, was geschehen ist, als sie dann aber sieht, wie der Croupier ihre 4000 Gulden einfach
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