Der Fallensteller by Nykanen Mark

Der Fallensteller by Nykanen Mark

Autor:Nykanen, Mark [Mark, Nykanen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-20T00:00:00+00:00


Doch der Vormittag verging, ohne dass sie über ihre Ehe gesprochen hatten oder darüber, wie sie wiedergewinnen wollten, was verlorengegangen war. Burton vertiefte sich in seine bevorstehenden Fälle, oder benutzte sie als Vorwand, um ihre Probleme nicht ergründen zu müssen, und Suzanne war ganz zufrieden damit, Lauras Haus zu erforschen und sich die verschiedenen Schmuckstücke anzusehen, wie etwa einen handgeschnitzten Fußschemel im unteren Badezimmer oder die Ölbilder und Aquarelle an der Wand.

Als sie zu der verglasten Veranda zurückspazierte, regte sich beim Anblick des gerodeten Hangs wieder ihr eigener künstlerischer Impuls. Seine Kahlheit und Verwüstung schwebten über der ungehörigen Schönheit des Idiotenstreifens und veranlassten sie, ihre Staffelei an der Doppeltür aufzustellen, die auf die Veranda hinausführte. Trotz der Verglasung schien es ihr da draußen zu kalt zum Arbeiten. Und sie wollte sich nicht einem Element aussetzen, das noch viel kälter war als das Wetter: dem Sucher.

Sie schlüpfte in ihren Overall und einen alten Wollpullover. Damit ihre Finger nicht kalt und unbeweglich wurden, stellte sie einen Heizlüfter in der Nähe der Staffelei auf. Der Blick auf ihren Gegenstand war nicht perfekt, aber der schlammige Hügel und die schmale Baumreihe waren noch gut sichtbar.

Als sie ihre Mappe öffnete, um frisches Hadernpapier hervorzuholen, lag der japanische Ahorn vor ihr, an dem sie zu Hause gearbeitet hatte. Ihr Urteil kam schnell, und es war hart: schrecklich. Sie konnte sich eben noch davon abhalten, das Blatt in Stücke zu reißen und auf den Boden zu werfen.

Doch fast im selben Augenblick erkannte sie, dass es sich für das geplante neue Werk als nützlich erweisen konnte, als Modell eines städtischen Baums, der in seiner Einsamkeit so nackt und einsam wirkte, wie diese Stümpfe in ihrer Fülle.

Die Beziehung wuchs auf Papier, und bis Mittag hatte sie das Bild des Ahorns unter die zerklüfteten Reste des Hangs gepflanzt. Seine zarten Glieder wuchsen wild wie Efeu und woben die Stümpfe zu einem Makramee aus Geisterbäumen zusammen, bei dem sich die Botanik von der Wirklichkeit löste. Suzanne ließ sich von der Natur inspirieren, aber sie war nicht daran interessiert, sie lediglich zu reproduzieren. Sie schuf gern raffinierte Anspielungen auf die natürliche Welt, und bei diesem Bild hatte sie endlich das Gefühl, echte Fortschritte zu machen.

Als sie einen Schritt zurücktrat, um ihr Werk zu begutachten, dem sie in der Tat »Fortschritte« bescheinigte, fühlte sie den vertrauten Drang, ihre E-Mails abzurufen, ein Bedürfnis, das durch Amis Abwesenheit noch stärker ausgeprägt war als sonst.

Ihr Laptop stand auf einem Nachttisch, wo sie mit einem Blick feststellen konnte, ob E-Mails angekommen waren. Es waren keine gekommen. Kein Wort von der jungen Frau, seit sie ihre beunruhigende Nachricht auf der Küchentheke gefunden hatte.

»Komm, Ami«, sagte sie leise, »antworte. Lass mich wissen, dass du noch am Leben bist.«



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